Mouchette, 1967, Robert Bresson

Robert Bresson
The Complete Works

March 28 to April 16. 2003
 
„Bresson ist das französische Kino, so wie Dostojewski der russische Roman und Mozart die mitteleuropäische Musik ist.“
(Jean-Luc Godard)
 
Das Werk von Robert Bresson (1901–1999) steht in der Filmgeschichte einzig da: ein früher Kurzfilm und dreizehn Spielfilme, entstanden in einem Zeitraum von knapp fünfzig Jahren und ohne Kompromiss zu größtmöglicher Klarheit, Schönheit und gedanklicher Schärfe geführt.
 
Bresson war ursprünglich Maler und Fotograf, bevor er sich – während der deutschen Okkupation Frankreichs – endgültig dem Kino zuwandte. Mit Filmen über einen Priester (Tagebuch eines Landpfarrers, 1951), einen Häftling (Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen, 1956) und einen Taschendieb (Pickpocket, 1959) avancierte er zum herausragenden Vertreter eines internationalen Kinos der Autoren, das sich konsequent an den großen Werken der Musik, der Kunst und der Literatur orientierte: Der Film sollte seinen älteren Geschwisterkünsten nicht länger nachstehen.
 
In den 1960er und 70er Jahren erreichte die Bresson-Rezeption ihren Höhepunkt. Verantwortlich dafür waren Filme wie Mouchette (1967), Zum Beispiel Balthasar (1966), Vier Nächte eines Träumers (1971), Lancelot du Lac (1974) oder Der Teufel möglicherweise (1977), aber auch die Publikation seiner Notes sur le cinématographe, eines Breviers von „Kinosätzen“, die in prägnanter Form Bressons gesamte Kino-Idee enthalten.
 
Verschiedentlich als transzendentes oder gar religiöses Kino beschrieben, sind Bressons Filme in Wahrheit höchst „materiell“ – Hände, Gesicht und Körper, die Tätigkeiten und Bewegungen der Menschen stehen im Mittelpunkt seiner schmucklos unmittelbaren Bilder. Aus ihnen erwachsen jene existentiellen Anordnungen, die – trotz aller Ausweglosigkeit – immer auch eine Utopie enthalten: „Bressons Filme stärken den Mut, auf die Verwirklichung des Menschen zu wetten.“ (Peter Buchka)
 
Neben Bressons Gesamtwerk zeigt das Filmmuseum mehrere Filme über Bresson, die seine Arbeitsweise am Set, seine Ideen zum Kino bzw. seine Darsteller und Mitarbeiter ins Zentrum rücken – darunter Arbeiten von Harun Farocki, Hartmut Bitomsky und Francois Weyergans sowie die Welturaufführung von Babette Mangoltes neuem Dokumentarfilm über Pickpocket. Am 7. April wird Marika Green, die Hauptdarstellerin von Pickpocket, im Filmmuseum zu Gast sein.
 
Als Pendant zu Bressons Prozess der Jeanne d’Arc (1962) wird auch La Passion de Jeanne d’Arc (1926-28) von Carl Theodor Dreyer aufgeführt.
 
Die Retrospektive findet im Zusammenarbeit mit dem Festival du Film Francophone, dem Institut Français de Vienne und dem Ministère des Affaires Etrangers (Paris) statt. Mit Dank an Mylène Bresson.

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