Digitale Restaurierung des Films "Mysterious Object at Noon" von Apichatpong Weerasethakul (Foto: ÖFM © Robert Newald)

Filmkonservierung

Die Konservierung von Filmmaterialien ist eine der Kernaufgaben von Filmmuseen und Filmarchiven. Damit Filme auch für zukünftige Generationen zugänglich bleiben, müssen sie konserviert werden. Im Österreichischen Filmmuseum erfolgt die Konservierung in verschiedenen Schritten und auf verschiedenen Ebenen. Zum einen werden die Filmelemente in temperatur- und feuchtigkeitskontrollierten Filmlagern sicher aufbewahrt. Diese so genannte "passive Konservierung" sichert die Stabilität des Filmmaterials und verhindert bzw. verlangsamt die materielle Zersetzung, mechanische Beschädigungen, Verblassung der Farben und biologische Schäden wie Schimmelbefall. Auf der anderen Seite ergreift das Filmmuseum aktive Maßnahmen, um seine Sammlungen zu sichern und zugänglich zu machen. Dies geschieht durch Digitalisierung, Restaurierung und analoge Kopierung. Für die komplexe technische Umsetzung der Projekte arbeitet das Filmmuseum mit einem großen Netzwerk von Archivpartnern und spezialisierten Dienstleistern im In- und Ausland zusammen.
 

Kopierung

Die analoge Kopierung von beschädigten, sich zersetzenden oder einzigartigen Filmelementen auf neues und stabileres Filmmaterial ist eine Form der "aktiven Konservierung". Die Erstellung neuer analoger Internegative und/oder Interpositive ermöglicht es, neue Filmkopien zu erstellen, die jetzt und in Zukunft vorgeführt werden können. Diese Methode gewährleistet die Erhaltung der Filme sowie den weiteren Zugang zu Filmwerken in ihrem ursprünglichen Vorführformat. Die analoge Kopierung wird immer komplizierter und schwieriger durchzuführen. Es gibt immer weniger Filmlabore und die Auswahl an verfügbaren Filmstocks wird mit der Zeit geringer. Seit 2016 gibt es in Österreich kein funktionierendes Filmlabor mehr, daher sucht das Filmmuseum die Zusammenarbeit mit Labors im Ausland wie Portugal (ANIM - Cinemateca Portuguesa - Museu do Cinema), Deutschland (Andec Filmtechnik), den Niederlanden (Haghefilm Digitaal), Ungarn (Magyar Filmlabor) und Belgien (DeJonghe Film Postproduction).
 

Restaurierung

Seit 2008 setzt das Filmmuseum neben der traditionellen fotochemischen Kopierung auch digitale Restaurierungsworkflows ein. Dank der laufenden Förderung durch die Kunst- und Kulturabteilung des Bundeskanzleramtes und einer Anschubfinanzierung durch das Land Niederösterreich, ecoplus und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kann das Filmmuseum eine eigene Einrichtung mit vollständigen digitalen Restaurierungsmöglichkeiten betreiben. Ein Restaurierungsprojekt umfasst in der Regel das Scannen des bestmöglichen Elements, das als Ausgangselement verwendet wird, und die anschließende Bildbearbeitung einschließlich Stabilisierung, Restaurierung und Farbkorrektur. In einem letzten Schritt werden sowohl die raw scans als auch die restaurierten Scans digital auf LTO-Bändern konserviert und digitale Vorführelemente für die öffentliche Präsentation erstellt. In unserer Digital Film Restoration Policy beschreiben wir Leitlinien, die anderen als Referenz für ihre eigene Arbeit in diesem Bereich dienen können. Dadurch, dass das Filmmuseum die Restaurierung digitaler Filme selbst in die Hand nimmt, erhält es ein Maß an Kontrolle und Sorgfalt bei den Projekten, das sonst nicht möglich wäre. Neben der Durchführung eigener Restaurierungsprojekte arbeitet das Filmmuseum auch mit anderen Archiven und Rechteinhabern zusammen, indem es Filme aus seiner Sammlung für externe Restaurierungsprojekte ausleiht.

Digitalisierung

Das Filmmuseum beschäftigt sich mit der Digitalisierung von Filmelementen aus der eigenen Sammlung oder aus den Sammlungen der verbundenen Organisationen und Filmemacher*innen. Die Digitalisierung ist oft die einzige Möglichkeit, die Sammlungen zugänglich zu machen, da die Filmelemente selbst oft zu fragil sind, um auf einem Sichtungstisch betrachtet zu werden. Die Digitalisierung ist somit auch eine Möglichkeit, die Originalelemente vor weiterer Abnutzung zu schützen. Für eine qualitativ hochwertige Digitalisierung stehen drei Filmscanner für unterschiedliche Formate und verschiedene digitale Ausgaben zur Verfügung. Der "MWA Choice"-Scanner wird verwendet, um hochauflösende 2K-Scans von Schmalfilmformaten (8mm, Super 8, 9,5mm, 16mm) zu erstellen. Der "Machina"-Scanner dient zur Digitalisierung von Schmalfilmformaten und 35mm bis zu 4K. Der "ARRISCAN XT", ein gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria genutzter Scanner in Laxenburg (NÖ), ist für das archivarische Scannen von 16mm- und 35mm-Filmen gedacht, mit der Möglichkeit des Wet-Gate-Scannens, um sichtbare Schäden zu reduzieren. Das Scannen von Filmen ist arbeitsintensiv und zeitaufwändig. Aus diesem Grund führt das Filmmuseum keine Massendigitalisierung seiner gesamten Sammlungen durch. Stattdessen erfolgt die Digitalisierung meist im Rahmen spezieller Projekte, wie z.B. eines Forschungsprojekts, zum Zwecke der Online-Kuratierung und Online-Zugänglichmachung sowie für digitale Restaurierungsprojekte.

Die Mitarbeiter des Filmmuseums beteiligen sich aktiv an der laufenden internationalen Diskussion über die ethischen und praktischen Grundsätze der Filmkonservierung.

Die englischsprachige Buchpublikation Work|s in Progress (2013) mit 17 Aufsätzen führender internationaler Experten befasst sich sowohl mit den theoretischen Grundlagen als auch mit der praktischen Umsetzung digitaler Technologien in den Bereichen audiovisuelle Archivierung und Filmrestaurierung.

Durch regelmäßige Aufführungen einzelner Filme an renommierten internationalen Spielorten sowie in Kinoprogrammen weltweit, findet die Restaurierungsarbeit des Filmmuseums auch international Anklang.

Eine Liste der Filme, die das Filmmuseum seit 2002 restauriert, kopiert und digitalisiert hat, ist hier auf der Website zu finden, teilweise mit Links zu weiteren Informationen, Videos und kurzen Essays.

Kontakt:
Claudio Santancini