Panique (Panik), 1946, Julien Duvivier

Panique (Panik)

Julien Duvivier, FR 1946
Drehbuch: Julien Duvivier, Charles Spaak nach dem Roman Les Fiançailles de M. Hire von Georges Simenon; Kamera: Nicolas Hayer; Schnitt: Marthe Poncin; Musik: Jean Wiener; Darsteller*innen: Michel Simon, Viviane Romance, Paul Bernard, Max Dalban, Charles Dorat. 35mm, sw, 98 min. Französisch mit dt. UT
 
Der unbeliebte Außenseiter Monsieur Hire (grandios: Michel Simon) gerät wegen seines exzentrischen Verhaltens unter Verdacht, als auf einem Rummelplatz eine alte Frau ermordet wird. Nur die schöne Alice, in die Hire verliebt ist, schenkt ihm Zuneigung – doch es ist ein abgefeimtes Täuschungsmanöver: Alice' Freund ist der Mörder, gemeinsam wollen sie den Verdacht auf Hire lenken. Heimgekehrt vom Kriegsexil in Hollywood, dessen Hang zum Happy End ihn anwiderte, inszeniert Julien Duvivier sein schwärzestes Werk, einen grimmig-expressionistischen Abstieg in die Tiefen der grausamen, manipulierbaren menschlichen Natur, geradezu zwangsläufig kulminierend in der albtraumhaften Konfrontation mit einem Lynchmob. Zwischen Momenten erstaunlicher Zärtlichkeit formt sich ein Porträt von Massenpsychose und Morbidität. Duviviers zweite außerordentliche Adaption eines Simenon-Romans nach La tête d'un homme zeigt ihn als eigenständigen Künstler: Statt des kühlen, doch insgeheim mitfühlenden Blicks des Schriftstellers serviert er eine Eskalation des Ekels (auch darin ein Heimkehrerfilm). (C.H.)
 
Courtesy CNC
 
Einführung von Christoph Huber am 21. Juni 2024