Zivoj trup (Der lebendeLeichnam), 1923, Fedor Ocep

Der lebende Leichnam / Živoj trup (1929)

Regie: Fedor Ocep; Buch: Boris Gusman, Anatolij Mariengof, Fedor Ocep nach einem Drama von Lev Tolstoj; Kamera: Anatolij Golovnja, Piel Jutzi; Darsteller: Vsevolod Pudovkin, Maria Jacobini, Gustav Diessl. 35mm, s/w, stumm, 2985m, ca. 120 min (22 B/Sek)

 
Ein Mann, seine Frau, ihr Liebhaber, aber die Scheidung ist unmöglich. Es bleibt nur der qualvolle Ausweg eines vorgetäuschten Todes. Fedor Oceps Verfilmung des Stücks von Lev Tolstoj gehört zu den besten Beispielen der hochentwickelten Stummfilmkunst am Ende der 1920er Jahren. Die frühe deutsch-sowjetische Koproduktion stellt beispielhaft die "Ost-trifft-West"-Haltung der Produktionsfirmen Mežrabpomfil'm und Prometheus dar: Das klassische Melodrama über die von Kirche und Staat verhinderte Scheidung wird mit dem avantgardistischen Montagekino zu einer Sozialkritik des vorrevolutionären Russlands verwoben.


Aus einem doppelten Rollenwechsel entstand ein Triumph: Der langjährige Drehbuchautor Ocep wechselt endgültig ins Regiefach, emigriert nach Deutschland und beginnt eine internationale Karriere in Frankreich und den USA. Vsevolod Pudovkin, einer der berühmtesten und wagemutigsten Regisseure der sowjetischen Filmgeschichte, tritt souverän in seiner einzigen Hauptrolle auf.

Seine bewusst internationale Ausrichtung sicherte dem Film nach seiner Uraufführung in Berlin weltweiten Erfolg. Kein Wunder also, dass er heute in verschiedenen Kopien aus vielen Ländern überliefert ist, aber nirgends in seiner ursprünglichen Form vorhanden ist. Die neue Restaurierung des Österreichischen Filmmuseums, die 2011 begonnen wurde, kommt der Urfassung des Werkes näher als alle Versuche davor. Anfang 2012 konnte die herausfordernde Arbeit an der Restaurierung abgeschlossen werden. Das Ergebnis wurde bei den 62. Internationalen Filmfestspielen in Berlin im Rahmen der Retrospektive "Der rote Traumfabrik" uraufgeführt.
 
Restaurierung durch analoge und digitale Verfahren auf Grundlage folgender Materialien:

- Ein Duplikat-Negativ aus der Sammlung der Deutschen Kinemathek, das 1988 für eine frühere Rekonstruktion von einem Duplikat-Positiv der dänischen Fassung gezogen wurde, ergänzt mit neu hergestellten Zwischentiteln nach originaler Vorlage
- Eine zeitgenössische Nitrokopie in hervorragender Qualität und mit deutschen Blitztiteln, aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums
- Eine Nitrokopie einer schweizerischen Verleihfassung mit zweisprachigen (Deutsch/Französisch) Zwischentiteln aus der Sammlung der Cinémathèque suisse
- Eine unvollständig und stark abgespielte Nitrokopie der ummontierten italienischen Verleihfassung aus der Sammlung der Fondazione Cineteca Italiana


In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek (Berlin) und mit freundlicher Unterstützung der Cinémathèque suisse (Lausanne) und der Fondazione Cineteca Italiana (Mailand)

 

Ein ausführlicher Aufsatz über den Film und die Restaurierung befindet sich in der 2013 erschienenen englischsprachigen Buchpublikation Work|s in Progress.

 

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