Der Hausfrau Steckenpferd, 1956 [Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG]

The Vision Behind: Technische und soziale Innovationen im Unternehmensfilm

10. bis 14. Dezember 2007 
 
Bereits der erste Film der Kinogeschichte ist ein Imagefilm für ein Unternehmen: Im Winter 1895 drehen die Brüder Lumière Arbeiter verlassen die Fabrik – die betreffende Fabrik war die eigene, die Lumière-Fabrik. Zwei Jahre später führten sie im Pariser Grand Café Reklamefilme vor, die dem Kinoprogramm angegliedert waren. Solche „Beifilme“ sind bis heute Bestandteil der Kinokultur. Dennoch wurde dem Genre des Unternehmensfilms bisher die Aufnahme in den offiziellen Kanon der Filmgeschichts-schreibung verweigert.
 
Die Filmreihe „The Vision Behind“ thematisiert diese Lücke und rekonstruiert einige Bruchlinien der filmischen Inszenierung von Unternehmen und ihren Produkten. Unternehmensfilme folgen nicht ausschließlich dem Diktat ihrer Auftraggeber: Im Spannungsfeld von Avantgarde, Zensur und unternehmerischer Intervention insistieren viele Regisseur/innen dieser Filme auf dem experimentellen Charakter ihrer Werke. Mit diversen technischen Neuerungen, unkonventionellen Geschichten, abstrakten Bildmontagen und Klangkompositionen oder aufwändigen Anleihen beim Hollywood-Kino entstehen bis heute filmkünstlerische Arbeiten, die über einen primär informativen und wirtschaftskonformen Charakter hinausweisen. Den Unternehmensfilmen liegen zwar ökonomische Interessen, Produktwerbung, Popularisierung von Spezialwissen und Strategien der Imagebildung zugrunde, sie geben aber über ihren künstlerischen Mehrwert hinaus Aufschluss über soziale und politische Kontexte und unterschiedliche Wahrnehmungskulturen.
 
„The Vision Behind“, ein Projekt des Siemens Arts Program, wurde kuratiert von Florian Wüst und Ramón Reichert. Im Verlag Vorwerk 8 ist eine begleitende Publikation erschienen, die den Unternehmensfilm aus kultur- und bildwissenschaftlicher Sicht betrachtet.