Yūheisha (Gefangener/Terrorist), 2006, Adachi Masao

Hirasawa Go

Revolutionäres japanisches Kino: Subversion und Schöpfung

In den späten 1950er Jahren entwickelte sich in Japan eine neue Bewegung im Bereich des Films, nämlich die des subversiv revolutionären Kinos. Die wichtigsten Vertreter wurden zur sogenannten Neuen Welle, angeführt von Ōshima Nagisa, Matsumoto Toshio und Hani Susumu; die "Experimentellen Filme der Nihon Daigaku" (Experimental Films of the 1960s from Nihon University) von Hirano Katsumi, Jōnouchi Motoharu und Adachi Masao; sowie Terayama Shūji und Iimura Takahiko mit ihren unabhängigen experimentellen Filmen. Unter dem Einfluss des politischen Protests gegen den amerikanisch-japanischen Sicherheitsvertrag von 1960 missbilligten sie die Form und den Inhalt des bestehenden kapitalistischen Kinos, das von großen Filmgesellschaften dominiert wurde, und wollten eine neue Art von Kino schaffen. Ōshimas Postwar Cinema: Destruction and Creation (Sengo eiga: hakai to sōzō) und Matsumotos Discovery of the Image (Eizō no hakken) wurden 1963 zu den theoretischen und praktischen Leitbildern der Bewegung. Im Zuge der weltweiten ’68er-Bewegung entstanden in Japan radikal erotische Werke von Wakamatsu Kōji, einem Vertreter des erotischen Kunstfilms (pinku eiga), und Undergroundfilme von Okabe Michio. Unterstützt wurde die neue Bewegung durch die namhaften Filmkritiker Satō Shigechika, Masao Matsuda und Kanesaka Kenji. Das hier vorgestellte Programm repräsentiert eine zeitgenössische, epochen- und länderübergreifende Antwort aus Japan auf Amos Vogels Begriff des subversiven Kinos.

FR 22. Oktober 18.30 | DO 4. November 21.00
Programm Hirasawa Go I
Mizu no nai puru (Ein Pool ohne Wasser) 1982, Wakamatsu Kōji

FR 29. Oktober 11.00 | MI 3. November 21.00
Programm Hirasawa Go II
Yūheisha (Gefangener/Terrorist) 2006, Adachi Masao

SA 30. Oktober 11.00 | DO 4. November 18.30
Programm Hirasawa Go III
Kurzfilmprogramm
Seishōnen no tame no eiga nyūmon (Kinoführer für junge Leute) 1974, Terayama Shuji
Satsujin katarogu (Mordkatalog) 1975, Matsumoto Toshio
Kaisōroku (Memoiren) 1977, Okabe Michio
24 Frames per Second 1975–78, Iimura Takahiko
 
Hirasawa Go ist ein Filmwissenschaftler, der sich mit Underground- und Experimentalfilmen sowie mit Avantgardekunstbewegungen im Japan der 1960er und 70er Jahre beschäftigt. Sein neuestes Buch Japanese Expanded Cinema and Intermedia: Critical Texts of the 1960s (Archive Books) erschien 2020. Er hat 2021 auch die Filmschau Japanese Expanded Cinema im New Yorker Museum of Modern Art kuratiert.
Zusätzliche Materialien