
Phantom Lady (1944)
Regie: Robert Siodmak; Drehbuch: Bernard C. Schoenfeld nach dem Roman von Cornell Woolrich; Kamera: Woody Bredell; Musik: Hans J. Salter; Darsteller: Franchot Tone, Ella Raines, Alan Curtis, Elisha Cook Jr., Thomas Gomez. 35mm, s/w, 87 min
Irrfahrt durch die Nachtgeografie der von Hitze und Schwärze dominierten downtown New Yorks. Personen tauchen unter im Dunkel, das Tritte, Absatzgeräusche, Fetzen von Jazz freigibt. Wobei stets in Erinnerung
bleibt: „The streets were dark with something more than night.“ Traumatische Grundsituation des Film Noir: Ein des Mordes
an seiner Frau Beschuldigter sucht vergeblich nach jener Unbekannten, mit der er die Mordnacht verbrachte. Einzige Hoffnung
des Helden in der Todeszelle: seine Sekretärin auf der Suche nach der Phantom Lady. Kampf gegen das Verrinnen der Zeit, Noir-Faszination von Siodmaks Mise en scène. Statt direkter Gewalt: bedrohliche Schatten.
Besser als jeder Dialog: flutendes Gegenlicht im Gefängnisdunkel. Licht-Schatten-Spiele als Übersetzung von deutschem Expressionismus
ins US-Idiom. (H.T.) Christian Petzold: „Es sind die Frauen, die hier agieren; man meint, dass in den schwachen Männern irrsinnige
und böse Plot-Konstruktionen schlummern, und das Kino projiziert sie.“
Einführung von Christian Petzold