Dil Se, 1998, Mani Rathnam

Bollywood Basic. Part 1

February 17 to 28, 2003

 

Mit annähernd 1000 Filmen pro Jahr (in mehr als einem Dutzend der zahlreichen Dialekte des Landes) ist die indische Filmproduktion die größte der Welt: Während das Kunstkino des Subkontinents im Westen seit den fünfziger Jahren zumindest begrenzt rezipiert wurde, fanden bis vor kurzem nur wenige der kommerziellen Werke außerhalb der Landesgrenzen Beachtung. Schon im Begriff „Bollywood“ schwingt ein leicht abschätziger Tonfall mit: Als wären die in Bombay, zur Überwindung der landesinternen Sprachbarrieren meist in vereinfachtem Hindi gedrehten Filme nur ein Abklatsch Hollywoods; ein Vorwurf, dem die formelhaften Plots und die eskapistische Natur des „Bollywood“-Kinos nur auf den ersten Blick entsprechen.
 
Tatsächlich handelt es sich bei „Bollywood“ um einen Entwurf kommerzieller Filmproduktion, die den narrativen Zwängen des westlichen Unterhaltungskinos kaum folgt: Die Handlung ist zweitrangig, der sinnliche, barocke Sog dieser Filme verdankt sich vielmehr einer geradezu naiven, jeder Ironie abholden Ästhetik des Spektakels. Am deutlichsten äußert sich das in den unverzichtbaren, üppig ausgestatteten Tanz- und Musiknummern, die mit exzessiver Melodramatik, farcenhaftem Witz und (vor allem ab den siebziger Jahren) gigantischen Actionszenen zum zweieinhalb- bis vierstündigen Film-„Masala“ verwoben werden, dessen epische Wucht nur im Kino zur vollen Entfaltung kommt.
 
Das Filmmuseum präsentiert mit Bollywood Basic eine kleine Einführung in diese Landschaft – einen Querschnitt der aktuellen Produktion sowie eine Auswahl der bedeutendsten Klassiker: Von Miss Frontier Mail (1936), einem frühen, noch den Stummfilm-Serials verhafteten „Stunt-Musical“ bis zu den großen Blockbustern der vergangenen Saison wie etwa Mohabbattein oder Kahie Kushi Kabhie Gham.
 
Dazwischen läßt sich der ganze Reichtum einer nationalen Kinematographie ablesen: Die populären Marksteine Mother India (1957) und Sholay (1975, ein „Curry-Western“) kann man als indische Äquivalente zu Gone With The Wind und Star Wars bezeichnen. Und in den Arbeiten der Meisterregisseure Guru Dutt und Raj Kapoor – wie auch im aktuellen Hit Chori Chori Chupke Chupke – wird das Spektakuläre auf atemberaubende Weise mit sozialen Fragestellungen kombiniert. 
 
Dieses Programm wurde in Partnerschaft mit Rosa Maino (Kino Xenix) realisiert.

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