The Shooting, 1966, Monte Hellman

Revolver: Filme aus dem Jahr 1966

17. Februar bis 1. März 2006
 
Im Diskurs über das aktuelle Kino gilt der Jahresrückblick, samt Bestenliste und "Trend-Analyse", als durchaus legitim und erfreut sich steigender Beliebtheit. Bei filmhistorischen Darstellungen hingegen ist der konzentrierte Blick auf ein einziges, lange zurückliegendes Kinojahr nahezu verpönt: Das starre kalendarische Kriterium verliert offenbar rapide an Sinnhaftigkeit, wenn sich "Gegenwart" in "Geschichte" verwandelt.
 
Die kleine Filmreihe Revolver über das Jahr 1966 ist eine Art Gegenprobe dazu: Sieben Filme aus verschiedenen Ländern, die im selben Jahr fertiggestellt bzw. im Kino uraufgeführt wurden, sollen gerade in ihrer "kontrollierten Zufälligkeit" einen historischen Moment aufleuchten lassen. Die einzelne Filmsaison als Stimmungsbild: Welche Gedanken und Sprechweisen, welche Texturen und Empfindungen kommen zum Vorschein, wenn ein französischer Gangsterfilm, ein anti-kolonialistischer Thriller, ein Spätwestern, ein apokalyptisches Dokudrama, ein Yakuza-Rachefilm, ein experimentelles Road movie und ein Spionagefilm aufeinandertreffen?
 
Am 1. Jänner 1966 übernimmt Oberst Bokassa durch einen Militärputsch die Regierung in Zentralafrika. Am 17. Jänner entgeht Südspanien nur knapp einer atomaren Katastrophe, als über Palomares ein B-52-Bomber mit einem Tankflugzeug kollidiert; vier Plutoniumbomben fallen vom Himmel. Am 8. November wird Ronald Reagan zum Gouverneur von Kalifornien gewählt. Am 12. November erschießt ein 18jähriger Schüler in Arizona fünf Frauen und ein Mädchen; bei seiner Festnahme gibt er als Grund an, er habe bekannt werden wollen. 1966 wird kein Friedensnobelpreis verliehen, und die Beatles veröffentlichen ihr bestes Album, Revolver. 1966 erzählen sieben Filme eine kleine Geschichte der Gewalt.