Kurt Kren, 1994, beim Casting für

Kurt Kren
Das Gesamtwerk

3. bis 15. Juni 2006

 

Das Gesamtwerk des Wiener Filmemachers Kurt Kren (1929–1998) dauert keine vier Stunden, aber es zählt zu den intensivsten und größten Vermessungen der Möglichkeiten des Kinos. Zeitlebens überraschte Kren mit neuen Zugängen – seine Meisterwerke aus 40 Jahren Filmarbeit fußen auf völlig unterschiedlichen Ideen.
 
Frühe Filme wie 2/60 48 Köpfe aus dem Szondi-Test und 3/60 Bäume im Herbst zeigen genau das, was ihre Titel versprechen, doch durch den virtuosen Einsatz des Kurzschnitts sind die Sujets für das Auge des Betrachters nicht herkömmlich zu fassen. Ähnlich radikal sind Krens Filme zum Wiener Aktionismus: Es handelt sich nicht um bloße „Dokumente“ der Materialschlachten von Otto Mühl und Günter Brus, sondern um genuine filmische Kristalle, um ein explosives Denken mit den Händen (an der Kamera).
 
Krens singuläre Landschafts- und Zeit-Studien wie 37/78 Tree again oder 31/75 Asyl gehören zu den Hauptwerken der 70er Jahre. Bei aller Verwandtschaft zum Strukturalismus wird Krens Kino hier auch als ein Triumph des Persönlichen sichtbar: ein Imperium des erweiterten Sehens, gebaut aus kleinsten Dingen – Scherben von Bierflaschen (17/68 Grün-rot), einem Vietnam-Poster (24/70 Western), 36 Dias eines Konzerts (38/79 Sentimental Punk) oder fotografierenden Touristen vor dem Stephansdom wie in 49/95 tausendjahrekino. Dessen Tonspur, entlehnt aus Peter Lorres düsterem Remigrationsfilm Der Verlorene, erzählt auch von der zutiefst autobiografischen Natur des Werks von Kren, eines mehrfachen Exilanten.
 
Die Schau findet im Zusammenspiel mit der ersten Museumsausstellung über den Künstler statt: Kurt Kren – Das Unbehagen am Film ist vom 10. Mai bis 13. August im Atelier Augarten zu sehen (Di-So 10-18 Uhr). Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Hg. Thomas Trummer, Sonderzahl-Verlag).