Diva Dolorosa, 1999, Zusammenstellung: Peter Delpeut

Lyrisches Nitrat

Das Abenteuer "Frühes Kino" im Nederlands Film Museum
 
1. bis 6. März 2002
 
Das frühe Kino, entstanden vor der Fixierung der Filmindustrie auf das lange Erzählformat, ist eine überaus reiche und faszinierende Ausdrucksform. Erst in den letzten Jahren hat die Geschichtsschreibung die besondere Bedeutung dieser kurzen, farbigen und sehr lebendigen Werke wiederentdeckt und überlieferte Urteile revidiert – Das frühe Kino ist keineswegs “primitiv”, “marginal” oder nur eine Vorstufe späterer Entwicklungen, sondern ein Ensemble eigenständiger Darstellungsweisen. Darin verbinden sich Zauberei und Dokument, tiefe Gefühle und unmittelbare Körperkomik, Bildschocks und die Eroberung der Welt durch einen neuen, beweglichen Blick. Das Trägermaterial des frühen Films, Nitrocellulose bzw. “Nitrat”, ermöglichte eine fotografische Intensität, die später nie mehr erreicht wurde.
 
Mit der Veranstaltung Lyrisches Nitrat wird die Arbeit und die Filmsammlung einer Institution vorgestellt, die sich um die Neubewertung des frühen Kinos sehr verdient gemacht hat: das Nederlands Film Museum in Amsterdam. Nico de Klerk, Peter Delpeut und Mark-Paul Meyer vom NFM präsentieren in Wien ein spannendes Programm: Spielfilm-Restaurierungen (Lucky Star) ebenso wie die anonymen Fragmente (Bits & Pieces) der Sammlung; unkonventionelle Strategien der Filmzusammenstellung, aber auch die künstlerische Neubearbeitung des frühen Kinos – wie etwa in Delpeuts Diva Dolorosa. In diesem Kontext stellt auch der österreichische Künstler Gustav Deutsch Teile seines neuen Werks Film ist. 7-12 (2002) vor, das auf Filmen der Amsterdamer Sammlung beruht.
 
Der Motor in der Arbeit der Niederländer lautet: editing film history – die (unvermeidliche) Neumontage von Filmgeschichte.
 
Sämtliche Programme von 1. bis 4. März werden von Peter Delpeut, Nico De Klerk und/oder Mark-Paul Meyer (Nederlands Filmmuseum) mit Einführungen bzw. Kommentaren zu den Filmen begleitet. Alle stummen Kompilationen werden mit den Musik-Soundtracks des NFM gezeigt.