Anchorman: The Legend of Ron Burgundy, 2004, Adam McKay

Premiere:

"Anchorman" und "Talladega Nights" von Will Ferrell und Adam McKay

16. und 18. November 2009
 
Die amerikanische Kinokomödie erlebt seit Mitte der 1990er Jahre einen starken Wandel. Rund um Filmemacher und Komiker wie Jim Carrey, die Gebrüder Farrelly, Ben Stiller, Adam Sandler oder Judd Apatow (die wiederum über verschiedene kreative Netzwerke miteinander in Verbindung stehen), hat sich der Mainstream der Gattung für eine neue Gangart entschieden: deutlich ruppiger in Wort und Tat, aber oft auch mit ungewöhnlichem Gespür in sozialpolitischen und popkulturellen Fragen – und einer humanistischen Grundhaltung, die sich mit der „vulgären“ Oberfläche dieser Filme aufs Beste verträgt.
 
Will Ferrell, laut Village Voice der „trockenste, lauteste und furchtloseste Komiker des gegenwärtigen Kinos“, ist eine ­Haupt­figur dieser neuen Generation. So wie Stiller bei Wes Anderson oder Sandler bei Paul Thomas Anderson hat auch Ferrell seine feinsinnige Seite (siehe etwa Marc Forsters Stranger Than Fiction), doch sein Ruhm in den USA verdankt sich anderen Formaten: grandiosen George-Bush-Parodien (in Saturday Night Live und auf der Broadwaybühne) und Sommer-Blockbustern, in denen er die Figur des enthusiastisch-regressiven White Male-Child auf die Spitze treibt. Die beiden gelungensten Ferrell-Komödien (Co-Autoren: ­Ferrell & Adam McKay, Regie: McKay) sind hierzulande nie ins Kino gekommen – und in Europa generell ohne größeres Echo geblieben: Anchorman: The Legend of Ron Burgundy (2004) und Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby (2006). Beide erleben nun ihre verspätete Österreich-Premiere im Filmmuseum – und folgen damit einer Traditionslinie des Hauses (Karl Valentin, W. C. Fields, Laurel & Hardy, Mae West, Marx Brothers u. a.), die weniger auf der Kunst der Filmregie beruht als auf der Sprach- und Körperkunst von Komiker-Autoren, die neue Archetypen schaffen.