Peter Konlechner und Peter Kubelka beim Festakt

Fünfzig Jahre Filmmuseum
Ein Rückblick

Unter dem Titel The Climate Of Vienna – The Austrian Film Museum At Fifty haben die New Yorker Anthology Film Archives dem Filmmuseum Ende November die Ehre eines Tribute-Programms erwiesen – mit einer reichen, 37 Werke umfassenden Auswahl rund um die Schwerpunkte unserer Sammlungs-, Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit. Im Programmheft stand zu lesen: „Silver anniversary or no, the Austrian Film Museum is richly deserving of celebration, and Anthology is thrilled to pay tribute to them with a series that provides a once-in-a-lifetime opportunity to plumb the depths of their vaults. Though the Museum’s collections and initiatives are too diverse to encapsulate easily, this selection of treasures suggests the extraordinary scope of their efforts.”

Diese Schau war das letzte von insgesamt fünf Sonderprogrammen, mit denen die Arbeit des Filmmuseums 2014 extra muros vorgestellt wurde, vom Museum of Modern Art bis zum Festival Il Cinema Ritrovato in Bologna. Umgekehrt durfte man im Lauf des Jubiläumsjahrs auf heimischem Boden, im „Unsichtbaren Kino“, viele Zusammenkünfte besonderer Gäste erleben: vom Festakt am 6. März und den internationalen Runden zum Œuvre Peter Kubelkas und der Schau „1964“ bis zur prominent besetzten Gesprächs- und Vortragsreihe über „Film, Kunst, Geschichte und das Museum“ vor einigen Wochen. Dieser intensive Austausch, die Vernetzung zwischen österreichischer und internationaler Filmkultur, ist eine der Leitlinien unseres Hauses – im Allgemeinen wie auch bei den 21 Sonderprojekten anlässlich des Jubiläums. Die zweite Leitlinie lässt sich mit dem Begriff der Nachhaltigkeit umreißen: Möglichst vieles im „Feuerwerk“ dieser Projekte soll langfristige Wirkung entfalten. Die Initiative 50 Jahre Filmpatenschaft, mit der die Sammlung des Museums um viele wichtige Werke erweitert wurde und die ein dauerhaftes Element unserer Bemühungen bleiben wird, den analogen Film vor dem Verschwinden zu bewahren, ist dafür beispielhaft. Ebenso wie der Kinofilm Cinema Futures, den Michael Palm mit Blick auf die nächsten 50 oder 500 Jahre des Mediums realisiert.

Als jüngste unter den vielen Filmmuseum-Publikationen dieses Jahres sind zuletzt ein Buch und eine Doppel-DVD erschienen. Mit ein wenig Verspätung, aber umso reichhaltiger (denn im Lauf der Arbeit konnten noch verschiedene Zusatzmaterialien aufgenommen werden), liegt nun die Präsentation von Dziga Vertovs populärstem Werk Drei Lieder über Lenin (1934/38) vor – eine DVD-Box, auf der auch der einzige Film von Peter Konlechner enthalten ist: die einstündige Dokumentation Dziga Vertov (1974). Das Buch Be Sand, Not Oil – The Life and Work of Amos Vogel ist dem in Wien geborenen und in die USA emigrierten Pionier eines wahrhaft unabhängigen Kinos und einer „Filmgeschichte wider die Tabus“ gewidmet. Vogels Aufsätze sowie die Essays über ihn und sein vielgliedriges Lebenswerk stellen eine Persönlichkeit vor, die als eines der großen Vorbilder im Metier der Filmvermittlung gelten darf.

Zusammen mit den anderen Veröffentlichungen der letzten zwölf Monate sind auch dieses Buch und diese DVD dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet: Das unabdingbar Ephemere unserer Ausstellungen auf der Kinoleinwand wird ergänzt durch bleibende Texte, Katalogformate und Vermittlungsmaterialien unterschiedlicher Art. 2014 waren dies etwa der dreibändige Schuber Fünfzig Jahre Filmmuseum und das Buch über Hou Hsiao-hsien, die Doppel-DVDs Fragments of Kubelka (Martina Kudláček), Das Salz Swanetiens / Nagel im Stiefel (Michail Kalatozov; in Bologna ausgezeichnet als „Beste DVD des Jahres“), natural history / Ruhr (James Benning) und Oktober / Panzerkreuzer Potemkin (Sergej Eisenstein & Edmund Meisel) sowie die Online-Publikation aller Filmmuseum-Programme seit 1964 und zahlreicher Videodokumente bedeutender „Hausgäste“ seit 1975.

Die zuletzt genannte Reihe wird Ende Jänner 2015 mit zwölf neuen Online-Videos fortgesetzt; weitere Bücher, DVDs, Restaurierungen und Filmausstellungen im In- und Ausland sind in Arbeit. Das zweite halbe Jahrhundert hat gerade begonnen.