Gerbert Rappaport (links) und Ausstatter Pavel Betaki am Set von

Regie: Rappaport
Ein sowjetischer Filmemacher aus Wien

17. bis 28. April 2008
 
Der einzige (österreichische) Emigrant mit einer veritablen Regiekarriere in der Sowjetunion: geboren 1908 als Herbert Rappaport in Wien, gestorben 1983 als Gerbert Moricovič Rappaport in Leningrad. Zunächst Assistent von G.W. Pabst bei dessen großen Filmen in Deutschland und Frankreich, wurde er 1936 offiziell eingeladen, das Antinazi- und Unterhaltungskino der Sowjetunion zu internationalisieren. Rappaport nahm an – und durchquerte über 40 Jahre die vielfältigen Landschaften des Genrefilms: von Widerständlern in Nazi-Deutschland, japanischen Spionen in der Mandschurei und Partisanenaufständen in Jugoslawien über Kriegskomödien und Musicals bis hin zu Spekulantenkrimis und mächtigen Revolutionsepen.
 
Zu seinem 100. Geburtstag findet nun die erste größere Hommage an Gerbert Rappaport statt: eine Wiederentdeckung, die zugleich Einblicke ins sowjetische Kino jenseits der kanonisierten Namen erlaubt. Ob der frühe Professor Mamlock (1938) oder die späte DEFA-Co-Produktion Schwarzer Zwieback (1971) über das Brot der Revolution, ob Kurzfilme wie Hundert für Einen oder Van'ka für die legendären Kriegsalmanache oder Rappaports international bekanntestes Werk, die farbensatte und tanztechnisch enorm heitere Schostakowitsch-Adaption Čeremuški (1963): Film ist bei ihm stets Handwerk mal Überzeugung mal Können mal Experiment. Es ist ein Metier, das kollektiv betrieben wird – und dessen Geschichte auch jenseits des Autorenkinos vorangetrieben wird. Wäre Rappaport in Hollywood gelandet wie sein Schulfreund Fred Zinnemann, dann hätte er mit seinen Filmen schon längst einen festen Platz in den Hirnen und Herzen der Cinephilen.
 
Die Schau, kuratiert von Barbara Wurm und Olaf Möller, ist ein gemeinsames Projekt von SYNEMA, Diagonale und Filmmuseum, in Kooperation mit dem Sechzigjahrjubiläum des Gosfil'mofond Russland. Bei SYNEMA erscheint dazu eine Broschüre  die erste monografische Publikation über den Regisseur.

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