(nostalgia), 1971, Hollis Frampton (Courtesy of the Estate of Hollis Frampton and Anthology Film Archives, New York)

Hollis Frampton

3. bis 6. April 2017

Mit Hollis Frampton (1936–1984) würdigt das Filmmuseum eine Schlüsselfigur des modernen Kinos und der New American Cinema-Revolution der Sechziger und Siebziger Jahre. Der in Ohio geborene Frampton zog nach einem prägenden "Lehrjahr" 1957/58 beim Dichter Ezra Pound nach New York, um sich als bildender Künstler zu etablieren. Von der Fotografie kam er zum (16mm-)Film und wurde schon bald als Visionär des Strukturellen Films gefeiert. Er selbst empfand diese Bezeichnung freilich als einschränkend – ihm ging es, auch in seiner Arbeit als Film- und Kunsttheoretiker, um eine Fusion von Wissenschaft und Poesie. Die strenge Form ist in seinem Œuvre eng verschweißt mit den Kräften des Sinnlichen und einer großen Verspieltheit.

Einen Instant-Meilenstein setzte Frampton mit dem Einstünder Zorns Lemma (1970), der die Buchstabenkette des Alphabets in immer komplexere Bildfolgen überführt. Dieses perfekte Exempel strukturellen Filmdenkens ist zugleich ein vieldeutiges und witziges Kino-Rätsel. In (nostalgia) (1971) wiederum genügen zwölf seiner Fotos, eine heiße Herdplatte und eine – zeitlich versetzte – autobiografische Erzählung aus dem Off, um ein ganzes Borges-Labyrinth aus Wort, Bild und Erinnerung zu beschwören.

Mit (nostalgia) beginnt Framptons großer Hapax Legomena-Zyklus, dem das aberwitzige, auf 36 Stunden Gesamtdauer konzipierte Magellan-Projekt folgen sollte. Doch sein früher Krebstod mit 48 Jahren verhinderte die Fertigstellung. Die realisierten Teile aus Magellan – etwa das glühende Hochofen-Gedicht Winter Solstice (1974) oder Gloria! (1979), eine Verbindung aus frühen Stummfilmen und (damals neuester) Computertechnologie – zeigen Frampton als Pionier bis zuletzt. Sein singulärer Entwurf zum Kino als Kunst ist immer noch ein Zukunftsversprechen.

Die Filme werden vorgestellt von Bruce Jenkins, Kurator und Professor für Kunstgeschichte an der School of the Art Institute of Chicago sowie Herausgeber von Hollis Framptons gesammelten Schriften.
 
Veranstaltungshinweis
Am 4. April um 18.30 Uhr findet im Amerika-Haus (Friedrich-Schmidt-Platz 2, 1010 Wien) eine Gesprächsrunde zum Thema "Die globale Bedeutung des amerikanischen Avantgarde-Films" mit Bruce Jenkins und Mark Toscano statt. Moderation: Alexander Horwath. Um Anmeldung wird gebeten.

Zusätzliche Materialien