Programmarchiv

April 2018

Filmmuseum ist. Exzentrik

Der April steht im Zeichen zweier großer Unangepasster. Der Finne Aki Kaurismäki macht Spielfilme (und weniger bekannte, umso spannendere Kurz- und Dokumentarfilme), die von der Liebe zum Kino wie von der Hinwendung zu gesellschaftlichen Außenseitern getragen sind und dennoch – oder gerade deshalb? – auch an der Kinokasse reüssieren. Das umfangreiche Werk der Amerikanerin Barbara Hammer steht emblematisch für ein radikal unabhängiges Kino, das Anliegen und Verfahren des New American Cinema feministisch wendet und dessen Kanon filmischer Topoi um lesbische Liebe, weibliche Sexualität und Identität erweitert.
 
Der Quer-Denker und die Queer-Aktivistin: Zwei sehr unterschiedliche Werkkörper berühren sich in ihrem Bekenntnis zu Nonkonformismus und ihrem Hang zum Exzentrischen. "Exzentrik" hier ganz im ursprünglichen Sinn des Wortes als "außerhalb der Mitte": die Verschiebung hin zu den Rändern (der Städte, der Arbeitswelt, der Gesellschaft), aber auch das Aushebeln herkömmlicher stabiler Verhaltensnormen und Identitäten. Kaurismäki wie Hammer sind beide eminent politische und sozial engagierte Filmschaffende. Zugleich sind beide auch Cinephile, die ihrer Leidenschaft für das Kino nicht devot und zitatreich, sondern vielmehr als ethischer Praxis Ausdruck verleihen. Bei allen Unterschieden – hier der Autorenfilmer am Rand des europäischen Arthouse-Booms; dort die Aktivistin eines feministisch und lesbisch konnotierten point of view – ist beiden die Hinterfragung des Status quo, der Lebens – wie Sehgewohnheiten lebenslanges Motto und Mission. Uns ebenso. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen frohe Entdeckungsreisen im "Unsichtbaren Kino".
 
Michael Loebenstein
 
 
Dank Für ihre Hilfe bei der Realisierung des April-Programms danken wir:
Carmen Accaputo (Cineteca di Bologna); Antti Alanen, Tommi Partanen, Olavi Simila (KAVI – National Audiovisual Institute Finland); Cassie Blake, Mark Toscano (Academy Film Archive); Mathias Bollinger (Deutsches Filminstitut - DIF); Florrie Burke; Gustav Deutsch; Hélène Doub (Institut français d'Autriche); Jörg Friess, Cathrin Schupke (Zeughauskino – Stiftung Deutsches Historisches Museum); Maria Fritsche (Norwegian University of Science and Technology); Alain Goossens (Cinémathèque Fédération Wallonie-Bruxelles); Barbara Hammer; Petra Hedman (Botschaft von Finnland); Georg Horvath (Stadtkino Filmverleih); Alexander Horwath; Christine Houard (Institut français); Aki Kaurismäki; Marleen Labijt, Annette Schulz (EYE Filmmuseum); Katharina Müller; Stephanie Müller, Florian Wrobel (Bundesarchiv-Filmarchiv); Christiana Perschon; Claus Philipp; Jaana Puskala, Jenni Domingo, Niko Alajoki (Finnish Film Foundation); Ramón Reichert, Walter Ruggle (trigon-film); Joachim Schätz; Mine Scheid; Stefanie Stejskal (Polyfilm); Haije Tulokas (Sputnik Oy); Geri Weber (sixpackfilm)
 
 
Filmtexte Alejandro Bachmann, Christoph Huber, Olaf Möller, Harry Tomicek, Barbara Wurm