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März 2019

Filmuseum ist. Freiheit

Für den britischen Kameramann und Regisseur Nicolas Roeg war das Kino zugleich Zeitmaschine wie Hexenwerk. Daher liebte Roeg fantastische Stoffe sowie die Künstlichkeit der Pop-Musik. Raus aus den Zwängen des Mainstreamkinos, seiner "objektiven", unsichtbaren Kameraführung und linearen Plot-Entwicklung hin zu einem Kino der Intensität, in dem inneres Erleben und äußere Wirklichkeit ununterscheidbar werden. Roeg war ein großer Freigeist, und ein Tribut (er verstarb während der Planung dieser Retrospektive) an ihn überfällig.
 
Die Mitte der 1960er gegründete London Filmmaker's Co-operative (LFMC) war von Beginn an bestrebt Gattungen, nationale Grenzen und theoretische Kategorien zu überwinden. Zusammenarbeit als Antithese zur Engstirnigkeit: unser Gastkurator und LFMC-Chronist Mark Webber wird, ironischerweise im Monat des "Brexit", Filme und "Expanded Cinema"-Arbeiten der Co-op in Wien präsentieren.
 
Mehrfach schon begeisterte das Tauwetter-Meisterwerk Der Sonne entgegen (1961) unser Publikum; nun ist es möglich alle Spielfilme des Regisseurs Michail Kalik, einem Freiheitssuchenden zwischen sozialistischer Utopie und Judentum, Russland und Israel, in Wien zu sehen. Ums "Freiwerden" – vom Zuhause und den Erwartungen an Frauen in den 1930ern – geht es auch in dem intimen Filmporträt, das die 2018 verstorbene Schauspielerin Elfriede Irrall über ihre Mutter Erika verfasste. Der Super-8-Film blieb unveröffentlicht: Seine Premiere findet posthum statt.
 
Michael Loebenstein

Dank Andreas Beilharz (DFF – Deutsches Filminstitut und Filmmuseum); Nikolai Borodachev, Oleg Bočkov (Gosfilmofond of Russia); Eibhlin Colgan (Guinness Archive); Dominik Graf; Anna Högner (Filmarchiv Austria); Marianne Jerris (Danish Film Institute); Sebestyén Kodolányi; Simon Mraz, Julia Tauber (Kulturforum Moskau); Angela Paul (Botschaft des Staates Israel in Berlin); Hannah Prouse, George Watson (BFI); Sonja Reiser-Weinzettl, Daniel Birkfellner (Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres); György Ráduly, Tamara Nagy, Krisztina Szita (Hungarian National Film Fund/Film Archive); Meir Russo (Jerusalem Cinematheque); Andre Schäublin, Eve-Lauren Haftgoli (Cinémathèque suisse); Gary Vanisian (Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.); Mark Webber; Barbara Wurm; Günter Zehetner

Filmtexte Christoph Huber, Stefan Huber, Sebestyén Kodolányi, Ivana Miloš, Harry Tomicek, Gary Vanisian, Mark Webber Übersetzungen Günter Krenn, Ivana Miloš