Filmmuseum ist. Komödie & Tragödie

Nach der umfassenden Schau zur Commedia all'italiana, die wir 2010 ausgerichtet  haben, zollt unser Februarprogramm jenem Regisseur Tribut, dessen Schaffen den Beginn der im besten Sinn volkstümlichen italienischen Filmkomödie einleitete. Mario Monicelli, geboren 1915, wurde in Italien wie auch international bekannt mit seinen im proletarischen und kleinbürgerlichen Milieu angesiedelten Komödien, die einen scharfen, für die Verführungen des Wirtschaftswunders unbestechlichen Blick fürs Soziale mit beträchtlichem Witz und einer Lust am Derben verbinden. Wie Enno Patalas schrieb, schafft Monicelli eine Verbindung des Ernsten mit dem Komischen, des Bitteren mit dem Heiteren: eine commedia umana humanistisch-marxistischer Prägung, die der italienischen Gesellschaft und der Nachkriegsordnung über Jahrzehnte einen Spiegel vorhielt, und die über Monicellis handwerkliche Souveränität auch heute noch ihre Wirkung entfaltet.
 
Die grundlegende Erfahrung für Monicellis Generation war der Zweite Weltkrieg und die Überwindung des Faschismus. Eine Generation davor arbeitete sich das Kino bereits an der filmischen Bewältigung der globalen Tragödie des "Großen Krieges" ab. 1918 und 1938 markieren im aktuellen Gedenkjahr zugleich den Beginn der Republik wie ihre bedeutendste historische Zäsur. Wir geben es bescheidener und stellen mit Der Mandarin (1918) und James Whales jüngst restauriertem The Road Back (1937) zwei Filme vor, wo der "Große Krieg" dauert und der kommende Wahnsinn erneuter Mobilisierung sich im Privaten wie im gesellschaftlichen auf jeweils unterschiedliche Weise bereits abzeichnet.
 
Michael Loebenstein
 
Dank Für ihre Hilfe bei der Realisierung des Februar-Programms danken wir: Carmen Accaputo (Cineteca di Bologna); Antti Alanen (Finnish Film Archive); Laura Argento, Viridiana Rotondi (Cineteca Nazionale); Aldijana Bećirović (Filmarchiv Austria); Elena Beltrami (La Cineteca del Friuli); Manuela D'Innocenzo, Rossi Pierluigi (Cineteca "Maria Pia Casilio" – Istituto Cinematografico dell'Aquila "La Lanterna Magica"); Sandro Droschl (Künstlerhaus Graz); Rosaria Folcarelli, Enrico Romanzi (Istituto Luce – Cinecittà); Nicolai S. Gütermann; Eve-Lauren Haftgoli (Cinémathèque suisse); Mark Johnson (Harvard Film Archive); Dave Kehr (Museum of Modern Art, New York); Brigitte Mayr (SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien); Olaf Möller; Robert Newald; Norbert Pfaffenbichler; Nicole Reinhard (Stadtkino Basel); Lynanne Schweighofer (Library of Congress)
 
Filmtexte Rui Hortênsio da Silva e Costa, Olaf Möller