Filmmuseum ist. Archäologie

Bei den historischen Retrospektiven, die das Filmmuseum im Rahmen der Viennale seit 1966 ausrichtet, ging es nie um Nostalgie oder Spektakel. Viel eher erlauben unsere gemeinsamen Filmschauen dem Publikum, gleichsam in die Rolle von Museumkurator/innen oder Filmhistoriker/innen zu schlüpfen und auf Entdeckungsreise in ein (imaginäres) Archiv voller Geschichten, Bilder und Töne zu gehen.
 
Solche "archäologischen Ausgrabungsarbeiten" sind mittlerweile ein seltener Luxus – trotz des Versprechens uneingeschränkter Verfügbarkeit aller Filme im Internet. Wir freuen uns daher, Ihnen die von unserem Kollegen Haden Guest (Harvard Film Archive) kuratierte Schau The B-Film, durchwegs mit raren Filmkopien und in vielen Fällen in Form von double features, präsentieren zu können. Zusätzlich wird das Filmmuseum heuer erstmals zum Spielort für aktuelle Viennale-Filme: für unsere Mitglieder eine Chance, Werke von Autor/innen wie Benning, Schroeter, Minervini, Wiseman oder Ted Fendt im "Unsichtbaren Kino" zu erleben. Es gelten gesonderte Bestimmungen, über die wir Sie hier informieren.
 
In die jüngere Vergangenheit führt uns der zweite Programmpunkt: ein tribute an die Medienwerkstatt Wien, in der neben bahnbrechenden Videoarbeiten und Medienkunst seit vier Jahrzehnten auch abendfüllende Dokumentarfilme produziert werden. Im Zuge der Schau präsentieren wir, jahreszeitengerecht, auch die Premiere des neuen Films des Medienwerkstatt-Mitbegründers Manfred Neuwirth: SNOW | SCHNEE.
 
Bisweilen ist (Film-)Archäologie mühselige Rekonstruktionsarbeit, überwiegt doch jenes, was uns an Filmgeschichte verloren ging, gegenüber dem, was übrig bleibt. Dafür strahlt dieses dann umso mehr. Zu sehen ist dies am Beispiel der Filme der italienischen Kinopionierin Elvira Notari, die wir Ihnen gemeinsam mit Musiker/innen aus Rom und Neapel in Form von besonderen Filmkonzerten präsentieren. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Grabungsarbeit!
 
Michael Loebenstein
 
Dank Carmen Accaputo, Emiliano Lecce (Cineteca di Bologna); Laura Argento (Cineteca Nazionale); Aldijana Bećirović (Filmarchiv Austria); Daniel Bish, Patrick Tiernan (George Eastman Museum); Cassie Blake (Academy Film Archive); Émilie Cauquy (Cinémathèque française); Johan Ericsson (Svenska Filminstitutet); Eduardo Ferrer (Classic films); Lucilla Galeazzi; Nina Goslar (ARTE); Karola Gramann, Heide Schlüpmann (Kinothek Asta Nielsen e.V.); Eric Grayson; Stefan Grissemann; Haden Guest, Mark Johnson, Brittany Gravely (Harvard Film Archive); Alexander Horwath; Dr. Fabrizio Iurlano (Istituto Italiano di Cultura di Vienna); Dariusz Kowalski; Mikko Kutti, Petteri Kalliomäki (KAVI); Gerda Lampalzer; Brigitte Mayr; Mark Mcelhatten; Dolores Melodia, Michele Signore; Manfred Neuwirth; Sara Moreira (Cinemateca Portuguesa); Michael Omasta; Thomas Pfeiffer (Kinemathek Hamburg); Maciej Prawdzic-Kornacki (Filmoteka Narodowa); Jürgen Pohl (Edition Salzgeber); Hannah Prouse (British Film Institute); Michael Riessler; Eva Sangiorgi, Paolo Calamita, Hellmut Goebl (Viennale); Regina Schlagnitweit; Lynanne Schweighofer (Library of Congress); Amy Sloper, Mary K. Huelsback (Wisconsin Center for Film and Theater Research); Katie Trainor (MoMA); Todd Wiener, Steven K. Hill (UCLA Film & Television Archive); Wade Williams

Filmtexte Gustavo Beck, Chris Fujiwara, Haden Guest, Christoph Huber, Stefan Huber, Günter Krenn, Olaf Möller, Michael Schlesinger, Harry Tomicek / Texte Viennale: Nicole Brenez, Hans Hurch, Ferdinand Keller, Barbara Kronsfoth, Gunnar Landsgesell, Maria Marchetta, Gerhard Midding, Thomas Mießgang, Olaf Möller, Michael Pekler, Lars Penning, Alexandra Seitz, Stephan Settele, Robert Weixlbaumer, Katja Wiederspahn