Filmuseum ist. Vielfalt

Federico Fellinis Werk war mir, obwohl Peter Konlechner es oft im Filmmuseum zeigte, lange Zeit nicht geläufig. Die Klassiker der 1950er und frühen 1960er Jahre wie La strada oder kannte ich zwar, und "felliniesk" war ein gängiger Begriff; das opulente Spätwerk legte ich leichtfertig als Kitsch und Kunstgewerbe ab. Doch Fellini hat mehr zu bieten: Und die Ausstellung seines filmischen Werks, die erste umfassende seit 18 Jahren, bietet reichlich Gelegenheit, das zu entdecken. Wir präsentieren im Dialog damit eine Retrospektive der Filme des im Mai 2018 verstorbenen Ermanno Olmi. Wie bei Fellini ist auch bei ihm der Katholizismus beziehungsweise das Ringen mit ihm zentral; und Olmis kritischer Blick auf die Nachkriegsordnung Italiens und den Zerfall gesellschaftlicher Strukturen erlaubt immer wieder Brückenschläge hin zum Werk des vordergründig so verschiedenen Fellini.
 
Unsere vier kleineren Schwerpunktprogramme geben Einblick in unterschiedliche Domänen der Filmgeschichte: Autor/innen, Gattungen und Motivgeschichte. Gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museum untersuchen wir in zehn Kapiteln wie der Film kriegerische Konflikte rekonstruiert. Ein weiteres Programm beschäftigt sich mit dem hierzulande selten bis nie zu sehenden australischen Experimentalfilm und schlägt einen Bogen bis hin zur Gegenwart des "handmade film". Zuletzt stellen wir, in Zusammenarbeit mit unseren geschätzten Partnern sixpackfilm und Albertina, das Werk zweier sehr unterschiedlicher Filmemacherinnen vor: der schwedischen Malerin und Filmkünstlerin Gunvor Nelson und der amerikanischen Fotografin, Kamerafrau und Regisseurin Helen Levitt. Wir hoffen, Sie auch 2019 oft im "Unsichtbaren Kino" begrüßen zu können.
 
Michael Loebenstein

Dank Carmen Accaputo (Fondazione Cineteca di Bologna); Laura Argento (Centro Sperimentale di Cinematografia – Cineteca Nazionale); Elena Beltrami (Cineteca del Friuli); Brigitta Burger-Utzer (sixpackfilm); Émilie Cauquy ­(Cinémathèque française); Kitty Cleary (MoMA Circulating Film Library); Yervant Gianikian, Patricia Marchesoni; May Haduong (Academy Film Archive); Dr. Fabrizio Iurlano (Istituto Italiano di Cultura di Vienna); Christian ­Koeberl (Naturhistorisches Museum); Tara Marynowsky (National Film and Sound Archive of Australia); Vicky Mitchell (BBC); Walter Moser (Albertina); Hannah Prouse (BFI); André Schäublin (Cinémathèque suisse); Nadja Šičarov, Darko Štrukelj, Bojana Živec, Varja Močnik (Slovenska kinoteka); Betsy Strick; Axel Töpfer ­(Kinemathek Le Bon Film); Danni Zuvela.

Filmtexte Brigitta Burger-Utzer, Christoph Huber, Stefan Huber, Olaf Möller, Harry Tomicek