Golem: The Spirit of Exile, 1992, Amos Gitai

Golem: The Spirit of Exile

Amos Gitai, FR/IT/DE/NL/GB 1992
Drehbuch: Amos Gitai, Stephan Levine nach biblischen Texten; Kamera: Henri Alekan, Agnès Godard; Schnitt: Anna Ruiz; Musik: Simon Stockhausen, Markus Stockhausen; Darsteller*innen: Hanna Schygulla, Ophrah Shemesh, Samuel Fuller, Mireille Perrier, Philippe Garrel, Sotigui Kouyaté, Mitglieder der Kompanie Pina Bausch. DCP (von 35mm), Farbe, 105 min. Diverse Sprachen mit engl. UT 
 
Im Pariser Exil begann Gitai eine Trilogie semisurrealer Parabeln – Birth of the Golem (1990), Golem: The Spirit of Exile (1991), Golem: The Petrified Garden (1993) –, die um die Legende vom Golem kreisen, einer aus Lehm geschaffenen Kreatur. In Gitais Darstellung wird der symbolisch wandelbare Golem zur Metapher für Vertreibung, Entwurzelung und endlose Wanderschaft. Seinen ersten Golem-Film schuf Gitai in enger Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Tonino Guerra, der auch regelmäßig mit Michelangelo Antonioni arbeitete: Das Resultat wirkte wie eine Blaupause für den zweiten Film, der die Legende mit dem Buch Ruth fusionierte, das von der Konversion zum jüdischen Glauben durch Heirat erzählt. Golem: The Spirit of Exile ist vielleicht der Höhepunkt von Gitais Versuchen, die filmische Sprache zu dekonstruieren und neu zu interpretieren, um eine phantasmagorische Landschaft zu erschaffen, in der biblische Mythen mit der Wirklichkeit verschmelzen und die Realität als Mythos-im-Werden präsentiert wird. Der Film ist auch für seine traumähnlichen Gastauftritte berühmter Persönlichkeiten bekannt. (J.M.)