Your Job in Germany, 1945, Frank Capra

Tagung:

Prozess / Beobachter
Film-Bilder und Fern-Sehen: NS-Verbrechen vor Gericht

5. bis 7. Oktober 2006
 
Am 1. Oktober jährt sich zum sechzigsten Mal die Urteilsverkündung im Nürnberger Prozess. Neben seinem Status im Feld des internationalen Rechts ist dieses elfmonatige Verfahren auch zur Medien-Ikone geworden – und war bereits damals ganz auf Medialisierung und Beobachtung hin inszeniert. Davon zeugen etwa die Kopfhörer (für Simultanübersetzung) und die Sonnenbrillen (wegen kameratauglicher Saalbeleuchtung) von Göring, Speer, Kaltenbrunner und den anderen Angeklagten.
 
Davon ausgehend, widmet sich die Tagung Prozess / Beobachter der Rolle des Films: dem Beobachten des Prozesses und dem Prozessieren der Beobachtung. Es geht um Inszenierung, Einsatz und Rezeption von Kino-Bildern und späteren Fernseh-Bildern, die auf den Nürnberger Prozess schauen und zurückschauen. Es geht um Ansichten und zeitliches Fern-Sehen – etwa ums Propagieren von Urteilen in Dokumentarfilmen, ums Dramatisieren von Wahrheitsfindungen im courtroom drama (wie Judgement at Nuremberg, 1961) oder um die Dechiffrierung politischer Problemlagen – wie etwa in den Filmessays von Marcel Ophüls.
 
Zur Diskussion der filmischen Sicht- und Denkbarmachung nationalsozialistischer Menschheitsverbrechen bietet eine Runde von Film-, Medien- und GeschichtswissenschaftlerInnen reichlich Anschauungsmaterial und Gelegenheit zur Debatte. Zum Tagungsauftakt läuft ein Programm mit zeitgenössischen Dokumentarfilmen: Nürnberg und seine Lehre (1946-48) und Frank Capras Lehrfilm für US-Besatzungssoldaten: Your Job in Germany (1945).
 
Die Tagung wurde von Drehli Robnik und Siegfried Mattl konzipiert. Eine Veranstaltung des Ludwig Boltzmann-Instituts für Geschichte und Gesellschaft und der Österreichischen Gesellschaft für Zeitgeschichte in Kooperation mit dem Filmmuseum.