Permanent Vacation

No Wave
New York 1976-84

4. bis 14. Juni 2010
  
Die Produktionen waren billig, die Darsteller/innen frech, der Film orientierte sich am Musik-Underground. Während New York City einem Trümmerhaufen glich, brach eine junge Generation aus dieser Verfallsszenerie aus: Mit S-8-Kameras und teils primitiven inszenato­rischen Mitteln schuf die Gruppe eine „Neue Welle inhaltsreicher, Performance-orientierter Spielfilme“ (J. Hoberman). Aus­schlaggebend dafür war nicht zuletzt die Do-It-Yourself-Haltung, die noch von Punk bzw. der spezifischen New Yorker Reaktion darauf, der „No-Wave-Musik“, herrührte. Dazu kam ein dezidierter Wille zum Crossover, oder wie der Musiker und Schauspieler John Lurie einmal sagte: „Jeder machte das, was er nicht konnte.“ Musiker traten in Filmen auf, Filmemacher gründeten Bands, Künstler fühlten sich in kunstfremden Sparten zu Hause. Manche, die die No-Wave-Wege kreuzten, wurden später zu Hauptfiguren des US-amerikanischen Kinos wie Jim Jarmusch, Kathryn Bigelow oder Abel Ferrara.
 
Die Schau besteht zum einen aus vier Kurzfilmprogrammen: ­Arbeiten von John Lurie, Vivienne Dick, Beth B & Scott B oder James Nares stecken Schwerpunkte wie Musik, Gewalt, Sexua­lität und (ironisch gebrochene, teils nihilistische) Selbstentwürfe ab. Dazu kommen ausgewählte Langfilme, die zunächst auf Super-8 ent­standen, bald jedoch ambitioniertere production values verfolgten. Während Filme wie Rome ’78 noch ganz einem Warhol’schen Camp-Ethos verpflichtet sind (James Nares stellt das untergehende Rom mit einem Who-Is-Who der No-Wave-Szene nach), orientieren sich Vortex (Beth B & Scott B), Subway Riders (Amos Poe), King Blank (Michael Oblowitz) oder Variety (Bette Gordon) auch an Formaten des „großen Kinos“ – vor allem am Film Noir, dessen Aura ganz dem Verschwörungs- und Untergangsklima der damaligen Zeit entsprach. (Christian Höller)
 
Christian Höller, Kurator der Schau, wird in ­einer ­Lecture die reiche Crossover-Kultur der „No Wave“-Szene ­vorstellen und mehrere Einführungen halten. In Kooperation mit den ­Internatio­nalen ­Kurzfilm­tagen Oberhausen.
Zusätzliche Materialien