Memory of the Camps, 1945, Alfred Hitchcock

Filmdokumente zur Zeitgeschichte:

Erinnerung an die Lager

16. Jänner 2008
 
Im Jahr 2008 legen das Filmmuseum, das Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte und Gesellschaft und das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) einen Schwerpunkt auf filmische Dokumente zur Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die von Michael Loebenstein und Siegfried Mattl kuratierte Reihe Filmdokumente zur Zeitgeschichte stellt einmal im Monat rare Archivmaterialien aus der Sammlung des Hauses vor. Gemeinsam mit Studierenden und Gästen aus verschiedenen Disziplinen werden die jeweiligen Beispiele in ihrem historischen, produktionsgeschichtlichen und filmästhetischen Kontext analysiert.
 
Der erste Termin der Reihe ist der filmischen Beschreibung der Konzentrationslager gewidmet. Im Zentrum steht eine legendäre britische Produktion: Memory of the Camps, 1945 von Sidney Bernstein produziert und – unter Mithilfe des künstlerischen Beraters Alfred Hitchcock – von Stewart McAllister und Peter Tanner montiert.
 
Die Britische Armee fertigte bei der Befreiung des KZ Bergen-Belsen im April 1945 Filmdokumente an, die bereits zum damaligen Zeitpunkt als juristisches und als ästhetisches Problem erkannt wurden. Memory of the Camps ist ein beunruhigendes und erschütterndes Dokument dafür, wie herkömmliche dokumentarische Formen vor dem Ausmaß der NS-Verbrechen versagen. Das damals produzierte Material widersetzte sich auch seiner Überführung in eine funktionierende Narration – die Herstellung eines Langfilms unter Beratung von Alfred Hitchcock war weit fortgeschritten, scheiterte jedoch schlussendlich an ästhetischen, moralischen und politischen Bedenken. Ein Erfahrungsbruch, der noch heute in die Dokumentarfilmdebatten ragt.
 
Der Gast des Abends, Toby Haggith (Kurator am Imperial War Museum, London), präsentiert zusätzlich Ausschnitte aus der 1985 rekonstruierten Kommentar-Fassung sowie weiteres Bild- und Tonmaterial, das im Zuge der Befreiung von Bergen-Belsen entstand. Weiter DiskutantInnen: Bertrand Perz (Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, VWI) und Brigitte Bailer-Galanda (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, VWI)
 
Eine Veranstaltung des Filmmuseums, des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte und Gesellschaft und des Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI), in Kooperation mit der Universität Wien und dem Imperial War Museum. Gefördert mit Mitteln des Zukunftsfonds der Republik Österreich
Innerhalb der Schau sind die Filme in der Reihenfolge ihrer Programmierung angeordnet.