Das Unsichtbare Kino

Die Idee

Noch vor der Gründung des Österreichischen Filmmuseums, um 1958 war die Idee des "Invisible Cinema" in Gesprächen zwischen Peter Kubelka und den Architekten Johannes Spalt und Friedrich Kurrent entstanden – das Kino als Maschine, die als Relais zwischen Autor und Publikum dient, mit einer Architektur, die sich voll und ganz auf das Bild und den Ton des Films konzentriert. "Alle Elemente des Kinos sind schwarz: der Bodenbelag, die Sitze, die Wände, die Decke. Sitzhauben und der Anstieg der Reihen schützen den Blick auf die Leinwand vor Behinderung durch die Köpfe der davor Sitzenden. Blenden schließen die Möglichkeiten seitlicher Ablenkung aus. Wir nennen es das Unsichtbare Kino." (Manifest zitiert nach Karsten Wittes Sammelband Theorie des Kinos)
 

"Invisible Cinema" in den Anthology Film Archives

Peter Kubelka versuchte zunächst umsonst, einen solchen Kinoraum in Wien zu realisieren. Im Dezember 1970 wurde nach seinem Konzept das erste Invisible Cinema in New York eröffnet. Der Veranstaltungsort der Anthology Film Archives an der Adresse 425 Lafayette Street in Downtown Manhattan existierte bis 1974.
 

Das erste Unsichtbare Kino in Wien

In Wien konnte eine abgewandelte Version erst 1989, zur 25-Jahr-Feier des Österreichischen Filmmuseums, im Filmsaal der Albertina eingerichtet werden. Der in der Nachkriegszeit erbaute, vom Filmmuseum seit 1965 bespielte Saal, wurde – baulich unverändert – zum "Schwarzen Kino".

Harry Tomicek schrieb zur Eröffnung: "Während der vergangenen Sommermonate wurde der Kinosaal der Albertina in einen völlig schwarz-in-schwarzen Raum umgestaltet, dessen einzige Lichtquelle die vom Strahl des Filmprojektors erleuchtete Leinwand, also der Film selbst, darstellt. Der Umbau des Kinosaales macht das 'Unsichtbare Kino' weltweit zur einzigen Kinoarchitektur, die beim Betrachten von Filmen bis zur Unsichtbarkeit hin abgeschattet und der Wahrnehmung entzogen bleibt. Gleichermaßen gewährt diese Architektur im Unsichtbarbleiben ein Höchstmaß an Konzentration auf und lustvoller Vertiefung in das, was in ihr sichtbar und hörbar wird: eine suggerierte Welt aus Bild und Ton namens Film." (Neue Zürcher Zeitung)
 

Das Unsichtbare Kino 3

Die leidenschaftliche Kinogeherin Ilse Aichinger, die die "Kasteiungen" im Österreichischen Filmmuseum in ihren Schriften mokiert hatte und über die unbequemen Holzstühle noch 2001 schrieb: "Bis zum Jüngsten Tag wird dort niemand die Sitze verändern", konnte sich ab 2003 freuen. An selbigem Ort realisierten Friedrich Mascher und Erich Steinmayr in Abstimmung mit Peter Kubelka das Unsichtbare Kino 3, baulich überarbeitet, neu bestuhlt und mit erweiterten Möglichkeiten für die Bild- und Tonwiedergabe. Es wurde am 3. Oktober 2003 eröffnet und bietet Platz für 165 Besucher*innen. Im Mai 2023 wurde das Filmmuseum mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Museen ausgezeichnet.


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Leseempfehlung
Fünfzig Jahre Österreichisches Filmmuseum
Die Geschichte und Gegenwart des Filmmuseums in drei Akten
 
Leseproben (PDF)
Alexander Horwath: "Ort der Sammlung. Das Unsichtbare Kino 3", 2003 (in: Kollektion, Band 22) / Harry Tomicek: "Das Unsichtbare Kino. Überlegungen zum Wahrnehmungsraum des Films", 1989 (in: Das sichtbare Kino, Band 21)
Alexander Horwath: Ort der Sammlung. Das Unsichtbare Kino 3, 2003 (in: Kollektion, Band 22)
Harry Tomicek: Das Unsichtbare Kino. Überlegungen zum Wahrnehmungsraum des Films, 1989 (in: Das sichtbare Kino, Band 21)