Fata Morgana, 1971, Werner Herzog

Fata Morgana 

Werner Herzog, DE 1971
Drehbuch: Werner Herzog; Kamera: Jörg Schmidt-Reitwein; Schnitt: Beate Mainka-Jellinghaus. 35mm, Farbe, 79 min. Deutsch mit engl. UT *
 
Davor:
Mothlight Stan Brakhage. US, 1963, 16mm, Farbe, 5 min
 
Das quintessenzielle Werner-Herzog-Panorama: eine unklassifizierbare Szenenfolge zum Schöpfungsmythos – afrikanische Wüstenbilder mit Abstechern in groteske Bordellmusikunterhaltung, Waran-Wahn-Monologe oder desolate Fabriklandschaften. Auf der Tonspur: Herzogs eigene Verdichtung des heiligen Maya-Buchs "Popol Vuh", vorgetragen von Lotte Eisner und in der (natürlich besonders perversen) "Paradies"-Sektion vom verrückten Visionär-Regisseur selbst: "Im Paradies wird der Mensch tot geboren." Jedes Bild schlingert irisierend, irritierend im Grenzbereich von harscher Wirklichkeit und fantastischem Surrealismus – eingangs landet ein Jumbo-Jet, sechs, sieben, acht Mal, bis er wie ein spirituelles Symbol wirkt, gleichermaßen banal wie unergründlich. Herzog spricht von einem Science-Fiction-Film: Antithese zu Kubricks 2001, als radikales Rätsel mindestens so monumental und endlos faszinierend wie dieser. Die Wüste als Utopie der Zivilisation, wenn diese sich von ihren Bequemlichkeiten befreit. Davor ein Filmexperiment der anderen Art: Nicht mit der Kamera hergestellt, beruht das Drama von Mothlight auf nichts anderem als Licht und Bewegung, verursacht von Mottenflügeln, Farbkadern und Kratzern am Zelluloid. (C.H./E.S.)
 
* Courtesy Deutsche Kinemathek