Das überrumpelte Leben

Plakat Michael Glawogger
Ende 2013 wagte ein Filmemacher Ungeheuerliches: Michael Glawogger zog von Wien aus in die Welt, um einen "Film ohne Namen" zu drehen, als Drehbuch buchstäblich ein leeres Blatt Papier. Dass er im April 2014 in Liberia aufgrund eines Behandlungsfehlers an Malaria verstarb, ist eine Tragödie; der von der Editorin Monika Willi posthum als Untitled (2017) verwirklichte Film wurde zum Denkmal für einen der großen Neugierigen des Weltkinos. Wir widmen Michael Glawogger zum zehnten Todestag eine umfassende Retrospektive.
 
Überhaupt bildet das Leben an sich, in seiner ganzen Widersprüchlichkeit und Widerständigkeit, das Herz unseres Frühjahrsprogramms. So wie Glawogger sich in seinen Dokumentarfilmen aus dem Korsett eines "Treatments" befreite, um wieder sehen und hören zu lernen, so kämpft ein Kino der "poetischen Wirklichkeit" seit 1895 gegen die mechanische Vermessung der Welt an.
 
Wie das "überrumpelte Leben" (Dziga Vertov) immer wieder vorschnelle Annahmen widerlegt, Kategorisierungen zertrümmert, uns zu verblüffen vermag, Erkenntnis jenseits von Vorurteilen ermöglicht: Das demonstrieren sowohl die dokumentarischen Langzeitstudien aus aller Welt, zu sehen in der großen Filmschau Lebensverläufe, als auch die Kurzfilmprogramme, die die Künstlerin Belinda Kazeem-Kamiński als tiefgreifende Reflexionen über "Schwarzes Leben", Diaspora, koloniale Gewalt, Körper und Raum zusammengestellt hat.
 
"Das Ausstellungsobjekt ist der Film", schrieben Peter Konlechner und Peter Kubelka im Februar 1964 in ihrem Gründungsmanifest für das Filmmuseum. Das Anschauungsobjekt ist dabei aber immer die Welt: quasi ein Motto für das Programm, welches wir Ihnen auf den folgenden Seiten vorstellen.
 
Michael Loebenstein

Dank
Gertrud Aichem-Degreif (Deutsche Botschaft Wien); Aysun Bademsoy; Béatrice & Nasser Bakhti; Sandra Dudek, Romana Vala (Tschechisches Zentrum Wien); Martin Gilbert, Marc Moser (British Council Austria); Rainer Hartleb; Diana Kluge, Mirko Wiermann (DEFA-Filmverleih, Deutsche Kinemathek); Stefan Jarl; Angus Johnstone, Bronwyn Dowdall (National Film and Sound Archive Australia); Barbara & Winfried Junge; Jan Peters; Hannah Prouse (BFI); Elisabeth Jaquemar, Declan Connor (Australian Embassy and Permanent Mission to the United Nations, Vienna); Hana & Helena Třeštíková; Jon Wengström (Svenska Filminstitutet); Belinda Kazeem-Kaminski; Jannike Curuchet (IMCINE); Barbara Albert; Ortrun Bauer; Eva Mayer-Dopplinger; Veronika Franz; Alexander Horwath; Andrea Glawogger; Maya Goded; Diana Kluge (Deutsche Kinemathek); Helmut Köpping; Danny Krausz (Dor Film); Valeria Migsch (polyfilm); Marius Mrkvicka (Filmladen); Timo Novotny; Michael Ostrowski; Tommy Pridnig, Pepo Wirtensohn (Lotus-Film); Ulrich Seidl, Melanie Friedl (Seidlfilm); Ruth Elena Stifter-Trummer (ORF Archiv); Lucki Stipetić (Werner Herzog Filmproduktion); Michael Sturminger; Andrea Wagner; Brigitte Weich; Monika Willi; Michael Pilz; Susan Mogul; Emily Martin (Video Data Bank); Dietmar Schwärzer (sixpackfilm)

Vielen Dank an unsere Programmpartner*innen!
 
Impressum
Medieninhaber: Österreichisches Filmmuseum. Für den Inhalt verantwortlich: Christoph Huber, Andrea Pollach; alle: 1010 Wien, Augustinerstraße 1. Corporate Design, Grafik und Produktion: Gabi Adébisi-Schuster. Druck: Medienfabrik Graz. Fotos: Soweit nicht anders ausgewiesen stammen die Bilder aus der Fotosammlung Österreichisches Filmmuseum.
 

Kuratierung/Texte/Moderationen Programm März/April 2024
 
Marion Biet (M.B.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität Frankfurt und an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Sie studierte Film- und Medienwissenschaft in Lyon, Weimar und Utrecht. Ihr Dissertationsprojekt befasst sich mit dem Genre des Langzeitdokumentarfilms aus medienarchäologischer Perspektive.
 
Wilbirg Brainin-Donnenberg (W.B.-D.) ist Filmemacherin (u.a. Dirndlschuld), Kuratorin, Publizistin (u.a. Gustav Deutsch, hg. gem. mit M. Loebenstein); leitet das Drehbuchforum Wien; Gründungs- und Vorstandsmitglied von FC Gloria; Preisträgerin Österreichischer Kunstpreis 2023 (Film).
 
Birgit Flos (B.F.), Film- und Kunstvermittlerin. Mitarbeit an Ausstellungen, Texte für Radio und Printmedien. Lehrveranstaltungen (Filmgeschichte). Künstlerische Leiterin der Diagonale 2005–2008. Liest und schreibt, schaut Filme, Tanz und Kunst (Alles!) in Wien.
 
Nicole Kandioler (N.K.) lehrt und forscht als Film- und Medienwissenschafterin an der Universität Wien. Mit den Schwerpunkten osteuropäischer Film- und Medienkultur, Gender Media Studies und Dokumentarfilmtheorie war sie u.a. an Universitäten in Weimar, Frankfurt, Rouen und Amsterdam tätig.
 
Belinda Kazeem-Kamiński (B.K.-K.) ist eine in Wien lebende Autorin, bildende Künstlerin und Forschende. Ihre künstlerische Praxis verfolgt einen interdisziplinären Ansatz und wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt erhielt sie den Otto-Mauer-Preis 2023.
 
Julia Pühringer (J.P.) ist Journalistin mit dem Schwerpunkt Kino und Kultur, sie schreibt u.a. für Tele, Standard, Falter und die an.schläge. Sie interessiert sich für Geschlechterverhältnisse im Film, in der Filmgeschichte und deren Kanonschreibung.
 
Isabella Reicher (I.R.) hat in Wien, Berlin und Amsterdam Film- und Medienwissenschaften studiert und anschließend als Filmkritikerin gearbeitet. Seit 2015 ist sie für den Vertrieb sixpackfilm tätig. Hg. von Eine eigene Geschichte. Frauen Film Österreich seit 1999 (2020).
 
Dietmar Schwärzler (D.S.) Geschäftsführer von sixpackfilm seit 2021. Zahlreiche Projekte im Film- und Ausstellungskontext, zuletzt Loving Others. Formen der Zusammenarbeit (2022/23). Redaktionsmitglied der Filmzeitschrift kolik.film, diverse Publikationen, u.a. zum Werk von Friedl Kubelka/vom Gröller oder queeren Kunstpraktiken.
 
Claudia Slanar Seit 2023 Co-Intendantin der Diagonale. 2014–2023 Kuratorin des Ursula Blickle Video Archivs bzw. des Blickle Kinos/Belvedere 21. Lehrtätigkeit im In- und Ausland, Autorin und Mitherausgeberin von Veröffentlichungen zu zeitgenössischer Kunst, Film und Video.
 
Harry Tomicek (H.T.) Buchveröffentlichungen und Artikel über Robert Gardner, Ozu Yasujiro, Humphrey Jennings, Friedl vom Gröller u.a. sowie zu Filmgenres. Lehrtätigkeit in Wien und Salzburg.
 
Österreichisches Filmmuseum
Christoph Huber, Kurator • Stefan Huber, Leitung Vermittlung • Michael Loebenstein, Direktor und Geschäftsführer • Jurij Meden, Kurator und Leitung Programmabteilung • Andrea Pollach, Programmabteilung • Elisabeth Streit, Leitung Bibliothek • Tom Waibel, Amos Vogel Library