Das Cabinet des Dr. Caligari, 1920, Robert Wiene

Das Cabinet des Dr. Caligari

Robert Wiene, DE 1920
Drehbuch: Carl Mayer, Hans Janowitz; Kamera: Willy Hameister; Bauten: Hermann Warm, Walter Reimann, Walter Röhrig; Darsteller*innen: Werner Krauß, Conrad Veidt, Friedrich Fehér, Lil Dagover, Hans Heinrich von Twardowski. 35mm, sw, ca. 71 min (18 B/sek). Deutsche ZT
 
Ein enervierter Schlafwandler (Conrad Veidt) bringt auf Geheiß des zwielichtigen Dr. Caligari (Werner Krauß) auf dem Jahrmarkt der Attraktionen die Welt aus den Fugen. In Robert Wienes Schlüsselwerk des deutschen Stummfilms (für das Carl Mayer und Hans Janowitz das Drehbuch lieferten) sind die Protagonist*innen auf schwankenden Boden geraten und blicken aus verzerrten Perspektiven auf groteske Proportionen. Das Unbehagen der Moderne durchdringt Körper und Architektur gleichermaßen, und der Wahn, vollkommene Macht über die Anderen zu gewinnen, führt zwangsläufig über einen Umweg in die menschliche Psyche. Am Ende entpuppt sich der Film selbst als Hypnose und skizziert eine paranoide Gesellschaft, die dem Labyrinth einer Heilanstalt gleicht. Siegfried Kracauer zog eine Parallele zwischen Caligari und dem aufkommenden Nationalsozialismus, der den Film verboten und zu "entarteter Kunst" erklärt hatte. Der dunkle Schatten des Ersten Weltkriegs war auf die entflammbare Nitrozellulose des expressionistischen Films gefallen. (T.W.)
 
Am Klavier: Elaine Loebenstein