Senso (Sehnsucht), 1954, Luchino Visconti © Cineteca del Comune di Bologna

Senso (Sehnsucht)

Luchino Visconti, IT 1954; Drehbuch: Luchino Visconti, Suso Cecchi D'Amico u.a. nach dem Roman von Camillo Boito; Kamera: G.R. Aldo, Robert Krasker; Schnitt: Mario Serandrei; Darsteller*innen: Alida Valli, Farley Granger, Massimo Girotti, Heinz Moog, Rina Morelli. 35mm, Farbe, 126 min. Italienisch mit dt. UT
 
Einer der großen Entwürfe des Erzählkinos. Luchino Visconti öffnet die Pforten einer Leidenschaft, die ihn und sein Werk in Bann halten wird: Risorgimento und ottocento, Aufbruch und Niedergang einer Epoche, die ihre Widersprüche hinter einem Panzer aus Schönheit kaschiert. In glühenden Farbkompositionen kreist Senso um die Geschehnisse der Schlacht von Custozza und verwebt dabei souverän private Tragödie, gesellschaftliche Studie, nationales Epos und historische Substanz zu völliger Durchdringung. Chaos des Kriegs, Chaos der Gefühle – die Wirren der Befreiungsbewegung, die amour fou der Contessa Serpieri zum österreichischen Leutnant Franz Mahler. Umbruch und Entscheidung, geschichtliches und persönliches Scheitern. Il trovatore, eingangs auf der Bühne gespielt, nimmt nicht nur Einfluss auf die politische Realität des Films; auch in der Ästhetik von Senso flackert das verzehrende und rauschhafte Fieber einer großen tragischen Oper. (H.T.)
 
Einführung von Christoph Huber am 9.1.2026