
Rocco e i suoi fratelli (Rocco und seine Brüder)
Luchino Visconti, IT/FR 1960; Drehbuch: Luchino Visconti, Suso Cecchi D'Amico, Pasquale Festa Campanile u.a. nach Kurzgeschichten von Giovanni Testori; Kamera: Giuseppe Rotunno; Schnitt: Mario Serandrei; Musik: Nino Rota; Darsteller*innen: Alain Delon, Renato Salvatori, Annie Girardot, Paolo Stoppa, Claudia Cardinale. 35mm, sw, 176 min. Ital. mit engl. UTVisconti als filmischer Meister einer zutiefst pessimistischen Geschichtsschreibung der Gegenwart. Die Zeit: 1960 oder der Zusammenprall einer bäuerlich-feudalen Ära mit der Epoche des fortgeschrittenen mitleidlosen Kapitalismus. Der Ort: Lukanien verfrachtet in die Lombardei, der Süden im Norden, der ländliche Mezzogiorno in Milano, kaltgraues El Dorado von Industrie und Big Business. Das Subjekt: der matriarchale Familienverband als Zelle des süditalienischen Lebens. Die Erzählart: episches Drama, hundertfach, je nach Bedarf, ins Melodram hinüberspielend – und vice versa. Zum einen die präzise soziale Versuchsanordnung, zum anderen das Kino großer Gefühle und Gegensätze, die aneinandergeraten, verkörpert in Brüdern, die zum Scheitern verurteilt sind. Visconti geht vom Neorealismo seiner früheren Arbeiten zu einem vielfigurigen, opernhaften Realismus über, der das Schicksal eines Landes und einer Zeit an der Tragik Einzelner darzustellen weiß. (H.T.)
Einführung von Christoph Huber am 10.1.2026
Courtesy Cinecittà