Equus, 1977, Sidney Lumet

Equus

Regie: Sidney Lumet; Drehbuch: Peter Shaffer nach seinem Theaterstück; Kamera: Oswald Morris; Schnitt: John Victor Smith; Musik: Richard Rodney Bennet; Darsteller*innen: Richard Burton, Peter Firth, Jenny Agutter, Eileen Atkins, Joan Plowright, Colin Blakely. US/GB, 1977, DCP (von 35mm), Farbe, 137 min. Englisch 
 
Film als Psychodrama und gleichsam doppelte Analyse: Der desillusionierte Psychiater Martin Dysart (Richard Burton) begibt sich auf die Suche nach den seelischen Abgründen des verstockten Jugendlichen Alan Strang (Peter Firth). Parallel dazu offenbart der Arzt seine eigene Verzweiflung der befreundeten Kollegin Hester Saloman (Eileen Atkins) und wendet sich in bebenden Monologen wiederholt direkt ans Kinopublikum. Auf dem Spiel steht nichts weniger als eine schonungslose Diagnose von Kultur: Was wiegt schwerer, die Einhegung der Leidenschaft zugunsten einer (weitgehend) schmerzbefreiten Gesellschaft, oder das Recht auf Passion als (selbstgeschaffenes) Leidensdispositiv? Sidney Lumet übersetzt das preisgekrönte gleichnamige Theaterstück von Peter Shaffer mit der Unerbittlichkeit einer griechischen Tragödie in verstörenden Bildern auf die Leinwand: Gott werden, Tier werden, Eins werden. (T.W.)