
Utopie der Oper – Programm Nr. 1: Die Geburt der Oper dauert an / Straßenkarte für die Seelenwanderung der Traviata in Richtung Sterne
Alexander Kluge, DE 2025; Team: Barbara Barnak, Gülsen Döhr, Michael Kurz, Monika Schwarzmeier, Roland Forstner, Thomas Willke; Darsteller*innen: Peter Konwitschny, Rupert Dussmann, Michael Gielen, Helen Collyer, Sophie Rois, Oskar Negt, Astrid Ackermann, Sylvia Ackermann, Sir Henry. DCP, Farbe, 90 min. DeutschDie großen Opernhäuser der Welt gelten als "Tempel der Ernsthaftigkeit". In der Geschichte der Oper gibt es etwa 80.000 Partituren. Ihnen allen ist gemeinsam, dass diese Opern an die "Fähigkeit, zu trauern" appellieren. Das ist die Form des Lamentos. Dieser Klagegesang hat einen inhaltlichen Kern. In der Mehrzahl der Opern stirbt im letzten Akt eine Frau, der Sopran. Die Opern handeln davon, dass "das Liebste, was wir haben, geopfert" wird. "Noch bevor es die bürgerliche Gesellschaft und den Gesellschaftsvertrag gab (contrat social)", sagt der französische Antropologe René Girard, "gab es den Familienvertrag. In ihm geht es um die Abschaffung von Muttermord, Vatermord und Mord an den eigenen Kindern. Dieser Vertrag ist auf einer unbewussten Ebene brüchig geblieben". Davon handeln die Mythen und seit dem Jahr 1600 die Opern. (C.S.)