Jean-Pierre Melville

March 14 to 31, 2002
 

Nachtfilme, Stadtfilme, Gangsterfilme: Mit Le Samouraï (1967), Le Deuxième souffle (1966), Le Cercle Rouge (1970) oder Le Doulos (1962/63) schuf Jean-Pierre Melville eine eigenständige Denkweise des Kinos. Doch schon zuvor hatte er – in anderen Genres – seinen Status als “kompletter Autor” gefestigt: Melville war Regisseur, Produzent, Autor, aber auch Kameramann, Dekorateur, Cutter, Schauspieler. Geboren 1917 als Jean-Pierre Grumbach, verstorben 1973 als einer der bedeutendsten Regisseure des Weltkinos.
 
Melvilles Haltung und sein filmisches Vorgehen sind von zwei Erfahrungen geprägt: Als Mitglied der Résistance eignete er sich ein illusionsloses, aber auf einem starken Ehrenkodex beruhendes Weltbild an. Und seine Idee vom Kino war unmittelbar mit den klassischen amerikanischen Filmen der 30er Jahre verknüpft – mit deren Mischung aus äußerer Aktion (Bewegung), innerer Festigkeit (Ruhe) und einer scheinbar selbstverständlichen "Männlichkeit".
 
1947 entstand sein erster Spielfilm Le Silence du la mer – eine Geschichte aus der Besatzungszeit und ein früher Vorgeschmack auf das freie, unabhängige Kino der Nouvelle Vague. Melville nahm von Beginn an einen autonomen Platz im französischen Film ein: ein Außenseiter, vergleichbar höchstens mit Robert Bresson. Er errichtete sein eigenes Filmstudio und hielt sich von Moden und “Bewegungen” fern. Zugleich wandte er sich an ein breites Publikum, vermittelt über die populäre Form des film noir.
 
14 Filme in 26 Jahren, 14 Beispiele für ein Kino der kühlen, harten Zeichen, das sich stetig verdichtete. Mit stilistisch-moralischer Konsequenz und ebenso konsequenten, schlackenlosen Darstellern – Alain Delon, Lino Ventura oder Jean-Paul Belmondo – arbeitete Melville an einer radikalen These: die Welt des Verbrechens als Metapher für die bürgerliche Existenz im 20. Jahrhundert.
 
Das Filmmuseum präsentiert das Gesamtwerk von Jean-Pierre Melville. In diesem Rahmen sind auch ein Porträt über den Regisseur sowie zwei Filme mit ihm als Darsteller zu sehen. Die Retrospektive findet in Zusammenarbeit mit dem Festival du Film Francophone (1. bis 14. März, Votivkino) und dem Institut Français de Vienne statt.