
Dolls
Kitano Takeshi. JP, 2002, 35mm, Farbe, 113 min. Japanisch mit dt. UTIn Dolls stellt der virtuose Stilist Kitano Takeshi seine lakonische Erzählkunst in die Tradition des bedeutendsten japanischen Dramatikers Chikamatsu Monzaemon, der für seine Puppentheater-Stücke berühmt ist. Eine solche Bunraku-Darbietung rahmt Kitanos bildgewaltige Ballade, die drei tragische Liebesgeschichten verzahnt: Ein Paar zieht als Bettler durchs Land, ein Yakuza-Gangster sieht seine Jugendliebe wieder, ein japanisches Pop-Sternchen trifft nach einem Unfall ihren größten Fan. Wie ein Puppenspieler führt Kitano die Figuren in farbenprächtig strahlenden Tableaus durch (Fantasie-)Landschaften und durch alle Jahreszeiten, bis in den Winter: Alle erwartet der Tod, doch die Liebe überwindet ihn. Die gleichmäßige Vorwärtsbewegung zu Joe Hisaishis meditativen Klängen evoziert den Geist buddhistischer Rollbilder. Der Regisseur (und Maler) Kitano baut die artistische Abfolge von Einstellungen mit größter Klarheit, manchmal trocken-komisch, oft bezaubernd-melancholisch. In einer Szene steht ein Blinder in einem Feld verschiedenfarbiger Rosen. Es ist, als könnte er ihre Farben riechen. (C.H.)