Die Spalte
Regie: Gustav Ehmck; Drehbuch: Gustav Ehmck, Christian Rolf; Kamera: Rudolf Blahacek, Gabor von Hamory; Schnitt: Gerhild Berktold, Gustav Ehmck; Darsteller*innen: Gerhild Berktold, Werner Umberg, Axel Schiessler, Dursun Firat. BRD, 1971, 35mm, Farbe, 84 min. DeutschDas Teenager-Mädchen Sophie (Gerhild Berktold) wurde als Baby von ihrer Mutter ausgesetzt und ist im katholischen Erziehungsheim gelandet. Als ihr die Flucht vor den strengen Schwestern gelingt, landet sie auf der Straße, wo sich ein junger Mann (Axel Schliesser) als Helfer anbietet, der sich als Kleinzuhälter entpuppt. Schnell gerät Sophie in einen Teufelskreis aus Ausbeutung, Sex und Gewalt. Gustav Ehmck, faszinierender Außenseiter des Neuen Deutschen Films, ist bekannt für Der Räuber Hotzenplotz, aber inszenierte davor außergewöhnliche Studien über die Probleme von Jugendlichen, von denen Die Spalte sein spät wiederentdecktes Meisterwerk ist. Im Gegensatz zu den deutschen Report-Erfolgsfilmen der Ära, die Aufklärung behaupteten und dann oft lieber Voyeurismus bedienten, inszeniert Ehmck seine Geschichte als verstörende Konfrontation, deren Strenge eher Bresson und Fassbinder nahe steht. Die Fallstudie wird schließlich zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Doppelmoral, um abrupt zu enden: nicht versöhnt. (C.H.)
Einführung von Christoph Huber