
Ai no corrida (Im Reich der Sinne)
Regie, Drehbuch: Ōshima Nagisa; Kamera: Itō Hideo; Schnitt: Patrick Sauvion, Keiichi Uraoka; Musik: Miki Minoru; Darsteller*innen: Matsuda Eiko, Fuji Tatsuya, Nakajima Aoi, Fuji Hiroko, Seri Meika. JP, 1976, 35mm, Farbe, 102 min. Japanisch mit dt. UT1936, im Jahr des Putschversuchs von Teilen der japanischen Armee, dessen Ausgang das Land immer weiter in den Krieg treiben sollte, entmannte die Hausbesorgerin Abe Sada (Matsuda Eiko) ihren Arbeitgeber und Liebhaber Kichi (Fuji Tatsuya) im Erdrosselungstod. Dann wandelte sie mit dem schlappen Stück Muskel, wie in einem anderen Leben, durch die Gegend, bis man sie aufgriff. Abe Sada wurde zum Inbegriff eines absoluten Eros aus Tausenden von Jahren, einer japanischen Weiblichkeit, deren Wurzeln zurückreichen bis zu den ersten Schamaninnen. Ōshima reduzierte (anders als Tanaka Noboru und Ōbayashi Nobuhiko in ihren schönen Filmen über Abe Sada) alle Zeitbezüge in der Ausstattung und im historischen Kolorit auf ein Minimum: Nichts sollte der Symbolweite dieser Geschichte im Wege stehen, nichts davon ablenken, dass hier der Ritus von Liebe und Tod zelebriert wird. Was Ai no corrida weniger zur Verfilmung einer historischen Anekdote als zur kinematografischen Gestalt des Todestriebes selbst macht. (O.M.)
Einführung von Christoph Huber am 4.10.