Deserto rosso (Die rote Wüste), 1964, Michelangelo Antonioni

Carte blanche

Deserto rosso (Die rote Wüste)

Regie: Michelangelo Antonioni; Drehbuch: Michelangelo Antonioni, Tonino Guerra; Kamera: Carlo Di Palma; Schnitt: Eraldo Da Roma; Musik: Giovanni Fusco, Vittorio Gelmetti; Darsteller*innen: Monica Vitti, Richard Harris, Carlo Chionetti, Xenia Valderi. IT/FR, 1964, DCP (von 35mm), Farbe, 116 min. Italienisch mit dt. UT 
 
Ein Feuerstoß zerreißt den Himmel, ein Klagelied wird umtost von elektronischer Musik, als würde Pierre Henry für Fabrikmaschinen komponieren. Die Welt, wie sie sich Monica Vitti präsentiert – eine futuristische Abfolge zerstörter/zerstörender Industrielandschaften und unwohnlicher Innenräume: fauliges Rostrot, klinisches Weiß. Deserto rosso, Antonionis erster, meisterlicher Versuch mit Farbe: Um den gewünschten Effekt zu erzielen, lässt er Häuser streichen und das Gras umfärben. In die gewohnte Kühle seiner Isolationsstudie dringt ein delirierendes, subjektives Bewusstsein, das die Fassung verliert, als es sich einmal im undurchsichtigen Antonioni-Nebel allein findet: Während der Regisseur aus der Gegenwart eine Anti-Utopie macht, darf Vitti eine Fantasie erzählen, die mit ungeahnter Schönheit von einer unschuldigen Welt berichtet. Alles habe dort gesungen, sagt sie danach ganz fassungslos, alles. (C.H.)