Solyaris (Solaris), 1972, Andrei Tarkovsky

Carte blanche

Solyaris (Solaris)

Regie: Andrei Tarkovsky; Drehbuch: Fridrikh Gorenshteyn, Andrei Tarkovsky nach dem Roman von Stanislaw Lem; Kamera: Vadim Yusov; Schnitt: Lyudmila Feyginova; Musik: Eduard Artemyev; Darsteller*innen: Natalya Bondarchuk, Donatas Banionis, Jüri Järvet, Olga Barnet. SU, 1972, 35mm, Farbe, 166 min. Russisch mit dt. UT
 
Bei seiner Ankunft auf der Raumstation, die forschend über dem Planeten Solaris schwebt, findet Kris Kelvin ein einziges Chaos vor: Gibarian hat sich umgebracht, Snaut ist seinsergeben depressiv, fast apathisch, Sartorius hingegen frenetisch beschäftigt mit Arbeiten, deren Sinn Kelvin erst später zu verstehen beginnt. Eines Morgens nämlich, da er erwacht und neben sich eine junge Frau findet, die seiner von eigener Hand aus dem Leben geschiedenen Gattin Hari gleicht. Sie erweist sich als Projektionsschöpfung des Solaris-Ozeans, der offenbar die Erinnerungen und Seelen der Kosmonauten zu lesen versteht. Ein Versuch über das Wesen der Gnade und die Illusion der zweiten Chance. Und darüber, dass man, ganz biblisch, erst wieder ins Haus des Vaters einkehren kann, wenn man erkennt, dass man nur dieses eine Sein mit allen seinen Konsequenzen hat – der Unendlichkeit Gottes und allen Erlösungsverheißungen zum Trotz. Tarkovskys zugänglichstes und populärstes Werk, ein Höhepunkt des sowjetischen Genrekinos. (O.M.)