Esther, 1986, Amos Gitai

Esther

Amos Gitai, FR/IL/GB/AT/NL 1986
Drehbuch: Amos Gitai, Stephan Levine nach dem biblischen Text; Kamera: Henri Alekan, Nurith Aviv; Schnitt: Schéhérazade Saadi; Darsteller*innen: Simona Benyamini, Mohammed Bakri, Juliano Merr, Zare Vartinyan, Shmuel Wolf, David Cohen. 35mm, Farbe, 97 min. Hebräisch mit engl. UT 
 
Das Buch Ester im Alten Testament erzählt von einer jüdischen Waise, die den persischen König Xerxes I. heiratet. Als Ester vom Plan erfährt, dass alle Juden im Reich getötet werden sollen, gelingt es ihr nicht nur, das Morden zu verhindern, sondern sie erreicht sogar die Vernichtung der Feinde des jüdischen Volkes. Das jüdische Purimfest wird in Erinnerung an diese Geschichte gefeiert. Amos Gitai interpretiert sie als Metapher zur Beschreibung der politischen Situation in Israel und gestaltet ein stilisiertes Kinoexperiment, das Geschichte als theatralische Performance reinterpretiert. Die Gewalt der biblischen Erzählung spiegelt gegenwärtige Gewalt: An einem entscheidenden metafiktionalen Wendepunkt treten die Darsteller*innen aus der Erzählung heraus – und zwar sowohl metaphorisch wie buchstäblich, indem sie das Filmset verlassen – und berichten ihre persönlichen Geschichten direkt in die Kamera. Die Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart, von Inszenierung und Wirklichkeit, offenbart verstörende Ähnlichkeiten. (J.M.)
 
Courtesy Cinémathèque suisse