Film Preservation als dissiminatives Netzwerk

Wintersemester 2018/19, Katharina Müller, Siegfried Fruhauf
Universität Wien, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften
 

Filmkorn ist mit der App nachträglich schnell einmontiert und simuliert. Film hingegen ist mehr als seine ästhetische Simulation auf (mobilen) Endgeräten. Film ist ein Werkzeug, ein Instrument der Welterfahrung. Wie aber kann man Film als System erhalten? Welches Fortleben finden "die Dinge des Films" (Alexander Horwath) – die als Material und Dispositiv spezifische künstlerische Verfahren ermöglichen – im digitalen Zeitalter? Die Annahme, dass Medien oder Ausdrucksformen in dem Moment, wo sie an Mainstreamtauglichkeit verlieren wieder als ein Mittel des Widerstands ("a site of resistance", Julia Chang ) verwendet werden können, stellt vor eine gesellschaftliche Herausforderung: Wie kann man im Angesicht der bildmedialen Wende dem alters- und abwanderungsbedingten Verlust von Film-Wissen entgegnen und eine Weitergabe an eine jüngere Generation gewährleisten? Die Lehrveranstaltung nimmt Fragen zur Präservation von Filmkunst als Ansätze ihrer Weiterführung in den Blick. Film ist ein Werkzeug der Wissensproduktion: Wie können, jetzt, da "HD" die gängige Praxis ist, gesellschaftlich relevante Fragen künstlerisch durch das vermeintlich retrograde Medium Film (neu) bearbeitet werden? Wie lässt sich Filmkunst weitertragen und weiterentwickeln? Ist Analog das neue Bio? Vor welchen Bedürfnissen steht unsere Gesellschaft? Nach welchen Formen des Widerstands und/oder der kulturellen Nachhaltigkeit verlangt sie? Wir wollen ein Netzwerk entfalten. Wir wollen "Handlungsprogramme" (Latour) für Film Preservation entwerfen, in denen die "neue" Fuji Instax-Kamera so wichtig sein kann wie die "alte" Bolex, und Social Media so bedeutend wie das städtische Museum, die Mehrzweckhalle, die Fabrik oder traditionalistisch-volkskulturell ausgerichtete Orte.

 
Die Lehrveranstaltung ist als Einführung in die künstlerische Forschung und ihre Ansätze konzipiert. Gleichzeitig wird die junge Geschichte von Filmpräservation in Österreich (anhand der Debatten um das Film Preservation Center) und international kritisch auf ihre Tendenzen und Potentiale hin untersucht.