Filmmuseum ist. Geträumt

Plakat Triste Technik
Vor einigen Monaten stand an dieser Stelle: "Filmmuseum ist. Anti-apokalyptisch". Seither haben sich die Anlässe und Versuchungen, eine apokalyptische Stimmungslage zu übernehmen, weiter vermehrt. Das gilt natürlich nur für jene, die sich ernsthaft fürchten vor dem Dämon Puttrumpogan (oder wie immer der verdammte Höllenhund gerade heißen mag); auch der Autor dieser Zeilen zählt öfter zu ihnen, als ihm lieb ist. Für jene Erdenbürger hingegen, die das erwähnte Fabelwesen herbeigewünscht oder gar ersehnt haben, ist nichts Apokalyptisches in der Luft – es geht vielmehr, so scheint es ihnen zumindest, ein großer Traum in Erfüllung.

Adorno weist darauf hin, dass auch die Furchtsamen träumen, und dass auch sie, mit ihrer "Katastrophenphantasie", Anteil daran haben, wenn es so kommt, wie sie befürchten: "Psychologie weiß, dass wer das Unheil sich ausmalt, es irgend auch will." Womit alle, die Wut- und Wunschbürger wie die Furchtsamen, in Verdacht geraten, an diesem Fabelwesen mitfabuliert zu haben, das sich dann stets als wirklich erweist und wirksam wird: in seiner konkreten Ausübung von Macht über alle. 

Die Reihe Triste Technik und die Retrospektive der Werke von Ruth Beckermann, die das Filmmuseum im Dezember zeigt, können diesen Generalverdacht nicht widerlegen. Das Kino war lange Zeit Motor des gesellschaftlichen Träumens. Aber auch wenn es längst in den Schatten gestellt ist durch das, was andere Netzwerke und Medien träumen: Es erinnert uns daran, dass nicht nur neue Fakten die Ära der "Postfaktizität" beenden werden. Es geht auch darum, besser zu träumen: sich und anderen Besseres auszumalen.

Alexander Horwath

 
Dank Für ihre Hilfe bei der Realisierung des Dezember-Programms danken wir:
Carmen Accaputo (Cineteca di Bologna); Ruth Beckermann; Andreas Berger, Anna Dobringer (Filmarchiv Austria); Barbara Crandall (Twentieth Century Fox); Philipp Diettrich; Selma Doborac, Geri Weber (sixpackfilm); Johan Ericsson (Swedish Film Institute); Antonio Exacoustos (Rainer Werner Fassbinder Foundation); Petra Giesl (Warner Bros.); Marianne Jerris (Det Danske Filminstitut); L.Q. Jones; Hannah Prouse, George Watson (British Film Institute); Diana Kluge, Julia Riedel (Deutsche Kinemathek); Peter Langs (NBC Universal); Varja Močnik, Darko Štrukelj (Slovenska kinoteka); Andre Schäublin, Carina Carballo (Cinémathèque suisse); Dietmar Steiner, Karoline Mayer, Sonja Pisarik, Katharina Ritter (Architekturzentrum Wien); Klaus Volkmer, Stephanie Hausmann (Filmmuseum München); Todd Wiener, Steven K. Hill (UCLA Film & Television Archive); Katherina T. Zakravsky
 
Filmtexte
Alejandro Bachmann, Alexander Horwath, Christoph Huber, Harry Tomicek