Filmmuseum ist. Resonanz

Plakat Rainer Werner Fassbinder
"Ich habe wirklich keine Lust, über Sachen zu reden, die hier niemand gesehen hat. Machen Sie eine Retrospektive, dann komme ich wieder, und wir können über alle 27 Filme reden". Rainer Werner Fassbinder: 30 Jahre jung, lederbejackt, kokett wie kampflustig sitzt er im November 1975 im Österreichischen Filmmuseum, beantwortet Publikumsfragen und wirft der Kamera Kussmünder zu.

2002 folgte dann mit "Kontinent Fassbinder" eine Kontextschau mit Vorbildern, Wahlverwandten und deutlich beeinflussten Nachfolgern von Douglas Sirk, Jean-Luc Godard bis Lars von Trier und Aki Kaurismäki. Mit 31. August startet nun die Präsentation des Gesamtwerks, inklusive seltener TV-Arbeiten wie den vernachlässigten Theaterfilmen oder der kürzlich restaurierten Arbeiterserie Acht Stunden sind kein Tag (1972–73). Es ist an der Zeit, eine neue Generation mit Fassbinders großem Werk vertraut zu machen, dessen Resonanzen sich auch im zeitgenössischen Autorenkino finden.

Der Herbst bringt einiges an Neuerungen: ganz offensichtlich im Erscheinungsbild unseres Programmhefts und Plakats, aber auch im Saal und Foyer. Ein umgestalteter Kassabereich, eine verbesserte Tonanlage, neue Sitzflächen und ein Handlauf im Kinosaal, Sanierungsarbeiten im Sammlungsdepot, größere Büros für die Mitarbeiter sowie ein geräumigerer Lesesaal für unsere Bibliothek gleich nebenan im Hanuschhof. Und mit Jurij Meden verstärkt ein international viel beachteter Filmkurator seit dem Sommer unser Programmteam.

Was Sie darüber hinaus erwartet: ein Buch sowie ein Nachspiel zu "The Real Eighties"; die unabhängige US-Filmemacherin Deborah Stratman zu Gast in Wien; Ruth Beckermanns neuer Film über die Waldheim-Affäre sowie eine Schau und Diskussionsrunde zum anhaltenden filmischen Gedenken an die NS-Konzentrationslager, die wir gemeinsam mit den Kollegen des Mauthausen Memorial zusammengestellt haben. Mehr zu all dem auf den folgenden Seiten.

Unser nächstes Programmheft erscheint übrigens aufgrund der Zusammenarbeit mit der Viennale erst am 16. Oktober.

Michael Loebenstein

Dank Ruth Beckermann; Lukas Foerster; Christian Frosch; Eve-Lauren Haftgoli, André Schäublin (Cinémathèque suisse); Anke Hahn, Julia Riedel (Deutsche Kinemathek); Marián Hausner (Slovak Film Institute); Gregor Holzinger (Mauthausen Memorial); Alexander Horwath; Romuald Karmakar; Juliane Maria Lorenz-Wehling, Antonio & Iris Exacoustos (Rainer Werner Fassbinder Foundation); Stephanie Müller, Florian Wrobel (Bundesarchiv-Filmarchiv); Markus Patenge (digim); Nikolaus Perneczky; Michael Pilz; Maciej Prawdzic-Kornacki (Filmoteka Narodowa); Marc Scheffen (Cinémathèque Municipale de Luxembourg); Thomas Schühly (Laura Film); Michael Schurig, Mathias Bollinger (Deutsches Filminstitut – DIF); Nadja Šičarov, Darko Štrukelj, Bojana Živec (Slovenska kinoteka); Deborah Stratman; Dan Sullivan (Lincoln Center); Christian Braad Thomsen; Julian Volz (Goethe-Institut Brüssel); Nicolas Wackerbarth; Todd Wiener, Steven K. Hill (UCLA Film & Television Archive); Michael Wieser (Einhorn-Film); Barbara Wurm

Filmtexte Alejandro Bachmann, Rui Hortênsio da Silva e Costa, Lukas Foerster, Alexander Horwath, Christoph Huber, Stefan Huber, Nikolaus Perneczky, Harry Tomicek