Widerspruchsgeist
"Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht, Gehorsam aber zu Verbrechen." Dieses berühmte Zitat von Papst Leo XIII., das oft fälschlicherweise Bert Brecht zugeschrieben wird, möchte ich unserem Dezemberprogramm emblematisch voranstellen. Denn es steht im Zeichen der filmischen und politischen Nonkonformität, des Widerstands gegen den Mainstream und den Volksverstand sowie für eine Kultur des Widerspruchs und der Irritation.
Wir beginnen mit einer großen Unbekannten des europäischen Autor*innenkinos: Die Schwedin Mai Zetterling war Schauspielerin, Filmemacherin und Frauenaktivistin. Ihre Filme erregten Aufsehen aufgrund ihres freizügigen Umgangs mit Sexualität, was mitunter den Blick auf die künstlerische Kreativität verstellte. Zeit für eine Wieder- oder Neuentdeckung.
Aber auch der Kanon kommt nicht zu kurz: Mit "100 Jahre Potemkin" und einer Verneigung vor den Marx Brothers und deren Wahlverwandten aus unserer Sammlung gibt es Gelegenheit, dem filmischen Marxismus in zwei seiner spektakulärsten Ausprägungen zu frönen. Bei Sergei Eisenstein dient er als Instrumentarium zur Analyse und Konstruktion neuer Sinnzusammenhänge, bei Groucho, Chico, Harpo & Co. als lustvolle Destruktion alles Sinnhaften.
Last but not least freuen wir uns auch sehr, zum Auftakt unserer neuen Buchreihe "...eine Art zu denken" mit dem Mandelbaum Verlag die Buchpublikation des Filmmuseums zum Werk der Fotografin, Filmemacherin und Medienkünstlerin Lisl Ponger vorzustellen. Weiters tauchen wir mit Ruth Beckermann in ihr umfangreiches Archiv ein, und ein Programm zur Fotografin Lisette Model (in Kooperation mit der Albertina) sowie eine Tagung zur "Cinematographie des Holocaust" mit Partnerinstitutionen aus Deutschland und Israel knüpfen unmittelbar an die Themen des ausgehenden Gedenkjahres 2025 an: Fragen nach Geschichte, Zeug*innenschaft, Gedächtnis und dem Wert politischen Handelns.
Michael Loebenstein
Vielen Dank an unsere Programmpartner*innen!
Elaine Brennan Pianistin; mit besonderem Interesse für klassische Improvisation kreiert sie Live-Musik für Filme und komponiert in Echtzeit am Klavier.
Tobias Ebbrecht-Hartmann (T.E.-H.) Film- und Medienwissenschafter, forscht v.a. zu filmischen und digitalen Darstellungen des Holocaust und Gewaltgeschichte.
Gerhard Gruber Pianist; begleitet improvisierend Filme in zahlreichen Vorstellungen auf der ganzen Welt.
Kajsa Hedström Projektmanagerin und Kuratorin in der internationalen Abteilung des Schwedischen Filminstituts.
Naum Kleiman (N.K.) Filmhistoriker, Publizist und Kurator; Gründer des Sergei Eisenstein-Archivs und langjähriger Leiter des Moskauer Filmmuseums.
Maria Marchetta (M.M.) Freischaffende Künstlerin und Filmemacherin; 2004 gründet sie die Schriftenreihe FilmPoesie.
Julia Pühringer Journalistin mit Schwerpunkt Kino und Kultur; arbeitet zu Geschlechterverhältnissen im Film und der Filmgeschichte.
Bert Rebhandl (B.R.) Freier Journalist, Filmkritiker und Buchautor; Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift Cargo.
Fabian Schmidt (F.S.) Soziologe und Filmwissenschafter mit Schwerpunkt auf die Filmgeschichte der NS-Zeit; Tongestalter für Kinofilme und Filmkunst- Installationen.
Dietmar Schwärzler Geschäftsführer von sixpackfilm, Film- und Medienvermittler; Konzeption und Organisation zahlreicher Projekte im Film- und Ausstellungskontext.
Artiom Sopin (A.S.) Kurator und Wissenschafter.
Harry Tomicek (H.T.) war langjähriger Autor von Filmtexten für das Filmmuseum; Buchveröffentlichungen und Artikel über Filmschaffende und Genres.
Stefanie Weberhofer Filmemacherin und Medienkünstlerin mit Fokus auf den experimentellen, unabhängigen Avantgardefilm.
Österreichisches Filmmuseum: Christoph Huber (C.H.), Stefan Huber (S.H.), Michael Loebenstein, Jurij Meden (J.M.), Andrea Pollach (A.P.), Elisabeth Streit (E.S.), Tom Waibel (T.W.)
Wir beginnen mit einer großen Unbekannten des europäischen Autor*innenkinos: Die Schwedin Mai Zetterling war Schauspielerin, Filmemacherin und Frauenaktivistin. Ihre Filme erregten Aufsehen aufgrund ihres freizügigen Umgangs mit Sexualität, was mitunter den Blick auf die künstlerische Kreativität verstellte. Zeit für eine Wieder- oder Neuentdeckung.
Aber auch der Kanon kommt nicht zu kurz: Mit "100 Jahre Potemkin" und einer Verneigung vor den Marx Brothers und deren Wahlverwandten aus unserer Sammlung gibt es Gelegenheit, dem filmischen Marxismus in zwei seiner spektakulärsten Ausprägungen zu frönen. Bei Sergei Eisenstein dient er als Instrumentarium zur Analyse und Konstruktion neuer Sinnzusammenhänge, bei Groucho, Chico, Harpo & Co. als lustvolle Destruktion alles Sinnhaften.
Last but not least freuen wir uns auch sehr, zum Auftakt unserer neuen Buchreihe "...eine Art zu denken" mit dem Mandelbaum Verlag die Buchpublikation des Filmmuseums zum Werk der Fotografin, Filmemacherin und Medienkünstlerin Lisl Ponger vorzustellen. Weiters tauchen wir mit Ruth Beckermann in ihr umfangreiches Archiv ein, und ein Programm zur Fotografin Lisette Model (in Kooperation mit der Albertina) sowie eine Tagung zur "Cinematographie des Holocaust" mit Partnerinstitutionen aus Deutschland und Israel knüpfen unmittelbar an die Themen des ausgehenden Gedenkjahres 2025 an: Fragen nach Geschichte, Zeug*innenschaft, Gedächtnis und dem Wert politischen Handelns.
Michael Loebenstein
Dank an
Kajsa Hedström (SFI); Hannah Prouse, Richard Hillard (BFI); Thomas Pfeiffer (Metropolis Archiv); Ruth Beckermann; Lisl Ponger; Tim Sharp; Martin Birkner, Michael Baiculescu (Mandelbaum Verlag); Dietmar Schwärzler (sixpackfilm); Birgit Hutter; Julia Pühringer; Wilbirg Brainin-Donnenberg; Dieter Pochlatko (Epo-Film); Eva-Maria Burger, Asiye Sel (Arbeiterkammer Wien).Vielen Dank an unsere Programmpartner*innen!
Impressum
Medieninhaber: Österreichisches Filmmuseum; Redaktion: Christoph Huber, Andrea Pollach; 1010 Wien, Augustinerstraße 1. Grafik: Gabi Adébisi-Schuster. Druck: Medienfabrik Graz. Fotos: Soweit nicht anders ausgewiesen stammen die Bilder aus der Fotosammlung Österreichisches Filmmuseum. Coverbild: Flickorna (Die Mädchen, 1968, Mai Zetterling)Mitwirkende
Kuratierung/Texte/Moderationen/EinführungenElaine Brennan Pianistin; mit besonderem Interesse für klassische Improvisation kreiert sie Live-Musik für Filme und komponiert in Echtzeit am Klavier.
Tobias Ebbrecht-Hartmann (T.E.-H.) Film- und Medienwissenschafter, forscht v.a. zu filmischen und digitalen Darstellungen des Holocaust und Gewaltgeschichte.
Gerhard Gruber Pianist; begleitet improvisierend Filme in zahlreichen Vorstellungen auf der ganzen Welt.
Kajsa Hedström Projektmanagerin und Kuratorin in der internationalen Abteilung des Schwedischen Filminstituts.
Naum Kleiman (N.K.) Filmhistoriker, Publizist und Kurator; Gründer des Sergei Eisenstein-Archivs und langjähriger Leiter des Moskauer Filmmuseums.
Maria Marchetta (M.M.) Freischaffende Künstlerin und Filmemacherin; 2004 gründet sie die Schriftenreihe FilmPoesie.
Julia Pühringer Journalistin mit Schwerpunkt Kino und Kultur; arbeitet zu Geschlechterverhältnissen im Film und der Filmgeschichte.
Bert Rebhandl (B.R.) Freier Journalist, Filmkritiker und Buchautor; Mitbegründer und Mitherausgeber der Zeitschrift Cargo.
Fabian Schmidt (F.S.) Soziologe und Filmwissenschafter mit Schwerpunkt auf die Filmgeschichte der NS-Zeit; Tongestalter für Kinofilme und Filmkunst- Installationen.
Dietmar Schwärzler Geschäftsführer von sixpackfilm, Film- und Medienvermittler; Konzeption und Organisation zahlreicher Projekte im Film- und Ausstellungskontext.
Artiom Sopin (A.S.) Kurator und Wissenschafter.
Harry Tomicek (H.T.) war langjähriger Autor von Filmtexten für das Filmmuseum; Buchveröffentlichungen und Artikel über Filmschaffende und Genres.
Stefanie Weberhofer Filmemacherin und Medienkünstlerin mit Fokus auf den experimentellen, unabhängigen Avantgardefilm.
Österreichisches Filmmuseum: Christoph Huber (C.H.), Stefan Huber (S.H.), Michael Loebenstein, Jurij Meden (J.M.), Andrea Pollach (A.P.), Elisabeth Streit (E.S.), Tom Waibel (T.W.)