
Il gattopardo (Der Leopard)
Luchino Visconti, IT/FR 1963; Drehbuch: Luchino Visconti, Suso Cecchi D'Amico, Pasquale Festa Campanile, Enrico Medioli, Massimo Franciosa nach dem Roman von Giuseppe Tomasi di Lampedusa; Kamera: Giuseppe Rotunno; Schnitt: Mario Serandrei; Musik: Nino Rota; Darsteller*innen: Burt Lancaster, Claudia Cardinale, Alain Delon, Paolo Stoppa, Serge Reggiani. 35mm, Farbe, 184 min. Italienisch mit dt. UTLuchino Visconti am Zenit. Der Abgesang einer Klasse, einer Ära, die weichen muss. In getragener Ruhe und mit sublimer Scharfsicht entwirft Viscontis beherrschte Sprache des Realismus ein episches Gemälde des Adels zur Zeit des Risorgimento, seiner Pracht und Brüchigkeit, Ermattung und Korruption beim Versuch des Überlebens. Schwebende Langsamkeit der Kamerafahrten und Tiefenschärfe auf Räume in farbigen Schatten. Aus tausend Details und prächtigen Nichtigkeiten entsteht das Fresko, die Wiedergeburt und Vision einer Epoche. Abtritt des Adels, Mesalliance mit dem Neuen, das keinen Fortschritt bringen wird – dem vor Vulgarität strotzenden, heuchlerisch liberalen Besitzbürgertum. Die Welt gesehen mit den Augen eines so stolzen wie müden Mannes. Die glorreiche finale Ballsequenz ist ein Vanitas-Rausch, ein Todestanz in nicht enden wollender Schönheit. Der ganze Film, so das Alter Ego des Fürsten Salina, der "rote Herzog" Visconti, werde von der Atmosphäre des Todes überlagert. (H.T.)
Einführung von Christoph Huber am 16.1.2026
Courtesy Arsenal
In memoriam Claudia Cardinale