Professione: reporter / The Passenger, 1975, Michelangelo Antonioni

Endlich wieder Kino!
Höhepunkte des Films aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums

2. Juli bis 16. August 2020

Innerhalb weniger Tage nach Einführung der Social-Distancing-Maßnahmen geschah etwas Bemerkenswertes: Massenhaft und in Windeseile erfanden sich kommerzielle wie gemeinnützige Filmverleiher, Kinos und Festivals als Streaming-Anbieter neu. Dass dieser Übergang so schnell und reibungslos gelang, verdeutlicht wie sehr die durch die Pandemie hervorgerufene "Krise des Kinos" nur der traurige Höhepunkt eines länger anhaltenden und umfassendereren Trends ist. Seit Jahren leeren sich die Kinosäle zugunsten anderer Formen des Filmschauens, und gilt das "Heimkino" als "bequemere" (und dadurch angeblich "bessere") Art, Filme zu konsumieren. Mit dem Coronavirus wurde diese Einstellung – zumindest auf Zeit – zur einzig möglichen und zulässigen.
 
Spätestens jetzt sollte jedes Filmmuseum erkannt haben, dass unsere eigentliche Daseinsberechtigung nicht allein im Sammeln, Bewahren und Präsentieren von Filmen liegt, sondern vielmehr im Erhalt und der Pflege einer Idee von Öffentlichkeit im Sinne des lateinischen publicum. Denn das Publikum ist mehr als bloß eine Masse anonymer Konsument*innen: Es sind Menschen, die sich an einem besonderen Ort zusammenfinden, wo das Aufeinandertreffen von kollektiver Neugier und Kunstwerken ein gemeinschaftliches Erleben ermöglicht. Filmmuseen tragen – wie andere nicht-kommerzielle, auf das Gemeinwohl ausgerichtete und öffentlich geförderte Einrichtungen – dazu bei, in einer zunehmend von Privatisierung und Kommerzialisierung geprägten Welt die Idee und Erfahrung eines "öffentlichen Raums" zu erhalten.
 
Soviel zur Theorie. Aber man muss diese Haltung auch praktizieren: "In Wirklichkeit genügt es nicht zu wollen, man muss wollen wollen", um mit Jean-Paul Sartre zu sprechen. Wenn Sie so wollen, zeigt sich hierin der Unterschied, ob man im Halbschlaf auf der Couch "Klicken Sie hier für den nächsten Film" drückt, oder sich aufrafft, um gemeinsam mit anderen Menschen einen Film auf der Kinoleinwand zu sehen.
 
Und wenn Sie unsere Website besuchen und das Programm suchen, sind Sie offenbar gewillt zu wollen! Wir haben daher ein besonderes Filmprogramm zusammengestellt, um im neu klimatisierten "Unsichtbaren Kino" und unter Einhaltung der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen endlich wieder "Kino" erleben zu können. Während wir sonst für unsere Retrospektiven auf Filmkopien aus aller Welt zurückgreifen, erlaubt Ihnen unser Sommerprogramm einen Blick in unser eigenes Archiv (mit Ausnahme eines Grußes aus dem Londoner BFI). In der Auswahl sehen Sie einige der besterhaltenen und schönsten Vorführkopien aus unserer Sammlung: von kanonischen Klassikern des Spiel- und Dokumentarfilms bis zur Avantgarde, wo wir den unlängst verstorbenen Bruce Baillie mit einem Double Feature würdigen.
 
Manche der gezeigten Filme sind Restaurierungen des Filmmuseums (wie die Premiere von James Bennings Grand Opera); andere konnten mit Hilfe unserer Fördernden Mitglieder und Filmpat*innen erworben werden. Wenn Sie unsere Arbeit – gerade in auch wirtschaftlich schwierigen Zeiten – dahingehend unterstützen wollen, freuen wir uns auf ein Gespräch! In jedem Fall aber wünschen wir Ihnen einen schönen Sommer im Österreichischen Filmmuseum, bevor wir Ihnen im Herbst Highlights der durch die Schließung ausgefallenen Programme der letzten Saison präsentieren. (Jurij Meden/ Michael Loebenstein)

Informationen über die Maßnahmen, die wir setzen, um bei einem Besuch des Filmmuseums die höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten, finden Sie hier.