Lesorub (The Woodcutter), 1985, Evgeny Yufit

Treibgut:

Evgeny Yufit
Erkundung eines nekrorealistischen Archivs

5. November 2023

Der Nekrorealismus war eine radikale Kunstbewegung, die Mitte der 1980er Jahre in der Sowjetunion aufkam. Seine Vertreter*innen verschrieben sich einer absurdistischen Ästhetik des Lebens und des Nekro-Schauspiels, um Grenzbereiche zu erforschen: zwischen Leben und Tod, Vernunft und Wahnsinn, sowjetischer Normalität und unpolitischer Dissidenz. Dabei wurde das Potenzial von schwarzem Humor und künstlerischer Idiotie innerhalb und außerhalb des politischen Regimes der späten UdSSR und ihres Alltags ausgelotet. Evgeny Yufit (1961–2016) war der unbestrittene Vordenker der Bewegung. Im Jahr 1985 gründete er in Leningrad das unabhängige Filmstudio Mzhalala Film, das verschiedene Künstler, Filmemacher, Performer und regelmäßige Passanten vereinte, darunter Igor Bezrukov, Evgeny "der Idiot" Kondratyev, Oleg Kotelnikov, Andrei "der Tote" Kurmoyartsev, Vladimir Kustov, Ivetta Pomerantseva und andere. (Masha Godovannaya/Janneke van Dalen)
 
Beide Programme werden von Masha Godovannaya (Bildende Künstlerin, queer-feministische Forscherin, Kuratorin und Nachlassverwalterin von Evgeny Yufit) und Janneke van Dalen (Co-Leiterin der Filmsammlung des Österreichischen Filmmuseums) präsentiert und zeigen einzigartiges Filmmaterial aus Yufits persönlichem Archiv sowie eine Auswahl seiner frühen Kurzfilme und seinen zweiten längeren Film, 
The Wooden Room (1995).
 
In der Programmschiene Treibgut präsentieren wir Beispiele "ephemerer" Filme: Archivfunde, Filmdokumente, unveröffentlichtes und fragmentarisches Filmmaterial, welches im Rahmen der Museumsarbeit wissenschaftlich und kuratorisch aufgearbeitet wird.
Zusätzliche Materialien