
Carte blanche
Toute une nuit (Eine ganze Nacht)
Regie, Drehbuch: Chantal Akerman; Kamera: Caroline Champetier; Schnitt: Véronique Auricoste, Luc Barnier; Darsteller*innen: Aurore Clément, Natalia Akerman, Paul Allio, Jacques Bauduin, Tchéky Karyo, Gabrielle Claes. FR, 1982, 35mm, Farbe, 90 min. Französisch mit dt. UTDavor:
Anemometer Chris Welsby. GB, 1974, 16mm, Farbe, 10 min
Eine Frau überlegt, ob sie ihren Liebhaber anrufen soll, fährt aber stattdessen gleich zu ihm. Eine jüngere Frau sitzt mit zwei Männern im Bistro, raucht vor sich hin und soll sich für einen entscheiden. Ein Mann und eine Frau fallen sich plötzlich in die Arme, während sie auf ihren Liebhaber, er auf seine Geliebte wartet. Eine Frau packt heimlich ihren Koffer, flieht vor der Ehe in die Nacht, kehrt still heim, bevor der Gatte erwacht. Erzählt wird keine dieser Geschichten, da sie nicht wichtig sind. Akerman geht es allein um diese Augenblicke, (Kipp-)Momente, Entscheidungen – Möglichkeiten zu Brüchen mit dem Dasein, also darum, dass alles auch anders sein könnte. Toute une nuit ist eine Enzyklopädie der Sehnsüchte, eine Recherche über die Gesten des Begehrens und Verwehrens, vor allem aber ein Versuch, gegen das Gefühl der Entfremdung und Vereinsamung anzufilmen, das Akermans Schaffen bis dahin so drastisch dominierte. (O.M.)
Als Einleitung ein filmisches Experiment von Chris Welsby, der dem Wind die Kontrolle über die Kamera überlässt.