Kippur, 2000, Amos Gitai

Kippur

Amos Gitai, IL/FR/IT 2000
Drehbuch: Amos Gitai, Marie-José Sanselme; Kamera: Renato Berta; Schnitt: Kobi Netanel, Monica Coleman; Musik: Jan Garbarek; Dasteller*innen: Liron Levo, Tomer Ruso, Uri Klauzner, Yoram Hattab, Guy Amir. 35mm, Farbe, 117 min. Diverse Sprachen mit engl. UT 
 
Jom-Kippur-Krieg, 1973. Junge Mediziner schuften im Rettungseinsatz unter syrischem Feuer bei der israelischen Armee auf dem Golan. In Kampfpausen schimpfen die langhaarigen Soldaten auf den Konsumwahn, erzählen einander vom Holocaust durchkreuzte Kindheitserinnerungen oder Todesträume. Amos Gitai, selbst Veteran von 1973, nähert sich einem der letzten Kriege, die in Schlachten verliefen, mit Gesten der Entleerung: Ausgestorben ist Tel Aviv, endlos scheinen die Bilder der Handkamera beim Autofahren, Fliegen im Helikopter und holprigen Bergen von Kameraden. Wenig passiert, das jedoch heftig. Kein Feind und kaum Schnitte im Bild, ein paar Panzer in viel Ödland, Motorenlärm, Fahrzeugspuren im Schlamm als Nachbilder eines Bodypainting-Sex-Intros. Jim Hoberman nennt Kippur einen structural film im Geist Sam Fullers, der offen lasse, ob Krieg Normabweichung oder Routine ist. (D.R.)
 
Courtesy Cinémathèque suisse