Au Bonheur des Dames (Das Paradies der Damen), 1930, Julien Duvivier

Au Bonheur des Dames (Das Paradies der Damen)

Julien Duvivier, FR 1930
Drehbuch: Noël Renard nach dem Roman von Émile Zola; Kamera: René Guichard, Armand Thirard, André Dantan, Émile Pierre; Darsteller*innen: Dita Parlo, Pierre de Guingand, Armand Bour, Germaine Rouer. Nadia Sibirskaïa, Mireille Barsac. DCP (von 35mm), sw, 90 min. Französische ZT mit engl. UT 
 
Die eben zur Waise gewordene Denise (Dita Parlo) kommt erstmals in die Metropole Paris, wo sie ihr Onkel aufnehmen will. Doch dessen Stoffgeschäft droht der Konkurs angesichts des neuen Großkaufhauses "Paradies der Damen" ("gespielt" von den Galeries Lafayette). Um zu überleben, bewirbt sich Denise dort um eine Anstellung und verliebt sich in den Besitzer des Imperiums ... Mit einer zugleich hochverdichteten und monumentalen tour de force feiert Duvivier noch einmal den Stummfilm als eigene Kunstform, die an ihrem Höhepunkt verschwindet (die parallel entstandene Tonfassung ist verschollen). Schon die Eröffnungsmontage lässt Protagonistin und Publikum im Großstadttaumel erzittern, später werden expressionistische Feuerwerke abgebrannt oder ein Russenfilm-Stakkato beim Zusammenprall der Welten entfesselt. Duviviers Vision eines totalen Kinos, das nicht nur narrative Kunstformen bündelt, sondern auch die plastischen, selbst Malerei und Architektur. Die den Zola-Stoff modernisierende Handlung spielt dabei nur die zweite Geige, wiewohl das eingangs als "bleibend aktuell" angekündigte Thema noch hundert Jahre später die Gesellschaft prägt: Schrecken und Unvermeidlichkeit des Fortschritts. (C.H.)
 
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Einführung von Michael Omasta