
Die Liebe stört der kalte Tod
Alexander Kluge, DE 2021; Kamera: Thomas Willke; Schnitt: Alexander Kluge; Darsteller*innen: Lilith Stangenberg, Khavn De La Cruz, Helge Schneider, Hannelore Hoger, Isabel Hufschmied, Anna Buschke, Fabio Cerroni, Tilman Wolf, Sir John. DCP, Farbe, 90 min. DeutschLilith Stangenberg spielt die Rolle einer jungen Frau, die sich auf die Rolle der Orphea vorbereitet. Das ist die weibliche Ausgabe des Orpheus aus der griechischen Antike. Dessen Frau, Eurydike, stirbt an einem Schlangenbiss. Der untröstliche Sänger Orpheus gewinnt mit der Macht seiner Musik, der selbst der Höllenhund gehorcht, den Zugang zur Unterwelt und holt die Geliebte zurück. Das Wunder steht aber unter der Bedingung, dass er sich nicht auf dem Weg ans Licht zu ihr umblickt. Da er das tut, verliert er Eurydike endgültig. Das ist eine spitzfindige Bedingung der Götter. Es entspricht aber auch der Erfahrung, dass Frauen zwar, wie in Beethovens Oper Fidelio, auf unwahrscheinliche Weise ihre Männer aus der Todeszelle retten können, gelungene Rettungen von Frauen durch ihre Männer in der Oper, also Soprane durch die Tenöre, aber selten sind. Dass Liebe fähig ist, Tote wiederzuerwecken, beweist Lilith Stangenberg als Orphea in mehreren Rollen. (C.S.)